Bodenversauerung

An der Mehrzahl der rheinland-pfälzischen Waldstandorte übersteigen die aktuellen Säureeintragsraten sehr deutlich die ökoverträglichen Schwellenwerte (critical loads). Trotz des beträchtlichen Rückgangs der Schwefeldioxidemission und des Sulfatschwefeleintrags haben sich die Säureeinträge und damit die Beträge der critical loads-Überschreitungen seit dem Beginn der Messungen Mitte der 80er Jahre nur vergleichsweise wenig verringert. Dies dürfte vor allem mit der Abnahme der Basekationendeposition und dem Anstieg der Ammoniumdeposition an der Mehrzahl der Messstandorte zusammenhängen. Der Anteil der Schwefelverbindungen am Säureeintrag ist in diesem Zeitraum merklich zurückgegangen, der des Ammoniums deutlich angestiegen. Aktuell macht das im Wesentlichen aus der Landwirtschaft stammende Ammonium ein Drittel bis die Hälfte der Gesamtdeposition potentieller Säure aus.

Ohne Gegenmaßnahmen, wie Waldkalkungen, treiben die Luftschadstoffeinträge demnach die Bodenversauerung weiter voran. Dies ist mit einer weiteren Abnahme der Vorräte wesentlicher Nährstoffe und einer Freisetzung von potentiell toxischen Metallkationen, insbesondere Aluminium, verbunden.

Die hohen Säureeinträge in den Waldboden haben dort bereits deutliche Spuren hinterlassen. An der Mehrzahl der Dauerbeobachtungsflächen sind im Bodenwasser des Wurzelraums hohe Sulfat-, Nitrat- und Aluminiumkonzentrationen festzustellen. Dies weist auf eine maßgeblich durch hohe Luftschadstoffeinträge verursachte Versauerung hin. Die aluminiumbezogenen Stresskennwerte (Kenngrößen des Bodenwassers) liegen an der Mehrzahl der Standorte in einem Bereich, in dem Wurzelschäden durch Aluminiumtoxizität oder Behinderungen in der Aufnahme der Nährstoffkationen möglich sind. Die Untersuchungen zum Bioelementhaushalt belegen, dass unsere Waldböden erheblich unter Altlasten in Form von Aluminiumsulfaten, die in Zeiten noch höherer Schwefeleinträge gespeichert wurden, leiden. Die Überflutung des Bodenwassers mit Aluminiumionen gefährdet die Funktionsfähigkeit von Baumwurzeln, Mykorrhizen und Lebensgemeinschaften des Waldbodens und versauert den tieferen Sickerraum.

Durch die Bodenversauerung geht die natürliche Standortsvielfalt zusehends verloren und die Biodiversität nimmt durch die Dominanz weniger, säureangepasster Arten ab.
Bei basenarmen, durchlässigen Grundgesteinen gefährdet eine in die Tiefe wandernde Versauerungsfront auch die Qualität des Grund- und Quellwassers.

Kontakt

Dr. Martin Greve, martin.greve(at)wald-rlp.de,Telefon: +49-6131-884-268-128