Klimawandel in Rheinland-Pfalz

Sturm-/Hagelschaden im Forstamt Hinterweidenthal im Juli 2008: Werden extreme Wettereignisse im Klimawandel häufiger und intensiver?
Sturm-/Hagelschaden im Forstamt Hinterweidenthal im Juli 2008: Werden extreme Wettereignisse im Klimawandel häufiger und intensiver?

Der Klimawandel findet statt. Auch in Rheinland-Pfalz zeigen sich bereits Auswirkungen auf die belebte und unbelebte Natur.
In Rheinland-Pfalz hat sich im Flächenmittel in den letzten 100 Jahren die Jahresdurchschnittstemperatur um 0,8 Grad Celsius erhöht. Es lassen sich allgemeine Phänomene wie früherer Beginn und längere Vegetationszeiten, evtl. trockenere Sommer aber auch regenreichere Winter beschreiben. Zudem treten immer häufiger extreme Witterungsereignisse auf. Diese klimatischen Veränderungen und die Auswirkungen auf die Wetterverhältnisse sind jedoch räumlich unterschiedlich ausgeprägt.
Art, Ausmaß und Folgen der bisherigen Klimaveränderungen für Rheinland-Pfalz beschreibt der erste Klimabericht, den Umweltministerin Margit Conrad im Dezember 2007 der Öffentlichkeit präsentiert hat. Außerdem werden Anpassungsoptionen spezifisch z.B. für Wasser, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, sowie Gesundheit und Raumordnung, dargestellt. Der Klimabericht für Rheinland-Pfalz steht als Download Klimabericht Rheinland-Pfalz 2007 (PDF, nicht barrierefrei) bereit. 

Folgen des Klimawandels für den Wald

Zuwachsmessung (an einem Baum) auf der Versuchsfläche Merzalben
Zuwachsmessung (an einem Baum) auf der Versuchsfläche Merzalben

Das Klima ist ein entscheidender Faktor für das Gedeihen des Waldes. Die klimatischen Bedingungen bestimmen maßgeblich, welche Waldgesellschaft von Natur aus in welcher Region dominiert. Im kühlen Klima Nordeuropas sind es boreale Nadelwälder, im gemäßigten Klima Mitteleuropas Buchenwälder und im Mittelmeerklima Eichenwälder. Allerdings bestimmen nicht nur die Jahresmitteltemperatur und die Jahresniederschlagssumme, welche Baumart wo gut gedeiht. Hier wirken sich viele Standortsfaktoren aus, wie Winterfröste, Sommertrockenheit und auch Bodeneigenschaften, wie etwa die Nährstoffverfügbarkeit, die Durchwurzelbarkeit und die Wasserspeicherfähigkeit. Einen entscheidenden Einfluss haben auch die Wechselbeziehungen zwischen den Bäumen und ihren natürlichen Gegenspielern wie Insekten oder Pilzen, die wiederum ihrerseits erheblich von den Standortsbedingungen beeinflusst werden.

Wälder können sich von Natur aus an veränderte Standortsbedingungen anpassen. Das zeigen schon die „Wanderungsbewegungen“ der verschiedenen Baumarten nach der letzten Eiszeit. Allerdings verläuft diese Anpassung nur sehr langsam. Die aktuell berechneten Veränderungen der Klimabedingungen erfolgen in weitaus kürzeren Zeiträumen als die Erwärmung nach der letzten Eiszeit. Zudem ist die Anpassung durch die Zersplitterung und Isolierung der Waldareale durch waldfreie, landwirtschaftlich genutzte oder besiedelte Gebiete beeinträchtigt. Ohne Anpassungsmaßnahmen der Forstwirtschaft würde bei den erwarteten Klimaveränderungen ein beträchtlicher Teil unserer Wälder instabil werden und die gesellschaftlichen Bedürfnisse wie die Bereitstellung des Ökorohstoffs Holz, aber auch die vielfältigen Schutz- und Erholungsfunktionen nicht mehr zuverlässig erfüllen.

Wir müssen davon ausgehen, dass die Gefährdung unseres Waldes durch Sturm, Starkregen, Hagel oder ausgeprägte Dürren und in deren Folge auch durch Feuer sowie Insektenkalamitäten und Pilzkrankheiten zunehmen kann. Bei einer Klimaerwärmung ist mit wesentlichen Veränderungen im Wirt – Parasit- Verhältnis der einheimischen Arten zu rechnen. Darüber hinaus werden sich neue, einwandernde oder eingeschleppte Schädlinge und Krankheiten leichter etablieren können. Insekten und Pathogene werden zum einen aufgrund der klimatischen Veränderungen häufig günstigere Entwicklungs- und Überlebensbedingungen vorfinden und zum anderen sind die Abwehrmechanismen der Bäume bei Temperaturanstieg und zunehmender Sommertrockenheit geschwächt.

Steigen werden auch die Risiken von Hochwasser, Sturzfluten, Erosion und sommerlichem Wassermangel. Auch können sich die Standortsbedingungen so verschieben, dass wertvolle Waldlebensraumtypen und Biotope beeinträchtigt werden oder sogar verloren gehen. Stärker noch als bereits in der Vergangenheit muss die Waldbewirtschaftung diese zunehmenden Risiken berücksichtigen und neue Strategien zu deren Minimierung entwickeln.

Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen

Zentrale Empfehlung der Enquete-Kommission "Klimawandel" des rheinland-pfälzischen Landtags war die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen. Das am 1. September 2010 eröffnete „Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen“ (www.klimawandel-rlp.de) bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) ist ein zentraler Anlaufpunkt. Es sorgt für Transparenz, Information und Beratung über die Folgen des Klimawandels und wendet sich an Politik, Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit. Das Kompetenzzentrum koordiniert und betreibt eigene Forschung, bereitet die Daten und Erkenntnisse auf und macht Vorschläge für notwendige Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel.

 

 

Kontakt

Dr. Ulrich Matthes, ulrich.matthes(at)klimawandel-rlp.de, Tel.: +49-6131-884-268-153