Wald und Wild

Studie zur Schätzung der Bestandesdichte bei Wildschweinen (Sus scrofa) mit Hilfe von DNA-Analysen auf der Grundlage nicht-invasiv gewonnener Gewebeproben
(Investigations on the population density of wild boar (Sus scrofa) based on DNA-analysis of non-invasive tissue samples)

Junge Wildschweine an einem Malbaum

Seit 1.8.2005 wird im Wildforschungsgebiet Pfälzerwald (Teil des Bioshpärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen) an einer neuen Methode zur Bestandesschätzung von Wildschweinen gearbeitet. Diese beruht auf dem klassischen Schätzprinzip eines Fang-Wiederfang-Experimentes (Capture-recapture-Methode) markierter Individuen. Allerdings sollen statt des üblichen und aufwändigen Fangs und der Markierung die Tiere mit Hilfe nicht-invasiv gewonnener Gewebeproben (Haare oder Kot) und einer anschließenden DNA-Analyse des Gewebes zu identifiziert werden.
Tests unter Videoüberwachung an beköderten Haarbeprobungsstationen zeigten, dass sich die Wildschweine hierbei sehr heterogen verhalten. Die Analyse aller Videoaufzeichnungen ergab, dass das Beprobungsverhalten der Tiere von Alter und Gruppenzugehörigkeit abhängt. Dies ist für eine Populationsschätzung sehr problematisch, da eine gleichmäßige Erfassung aller Populationsmitglieder Bedingung für eine erfolgreiche Anwendung der Fang-Wiederfang-Methode ist. Daher wurde die Haarbeprobung nach der hier angewandten Methode als nicht Erfolg versprechend eingestuft. Im Folgenden wurde die Kotprobengewinnung entlang von Transekten im Wildforschungsgebiet getestet. Dafür wurden 16 Transekte mit einer Gesamtlänge von über 100 km angelegt und in mehreren Durchgängen zwischen Dezember 2006 und Januar 2008 nach Wildschweinlosung abgesucht. Mit der Entwicklung des Transektdesigns hat sich unter anderem eine Diplomarbeit maßgeblich befasst (T. Schikora, Universität Frankkfurt; siehe link). Bei den Transektläufen konnten pro Durchgang mit 12 Sammeltagen zwischen 53 und 515 Kotproben gewonnen werden. Die Genotypisierung der Proben wird momentan im Labor des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau durchgeführt. Im Anschluss sollen dann die Populationsberechnungen vorgenommen werden.
Zusätzlich zur Beprobung wurden im Untersuchungsgebiet Wildschweine mit Sendern versehen, um ihre Bewegungen und die Größe ihrer Streifgebiete zu erfassen. Dies sollte helfen, die optimale Dichte und Verteilung der Transekte im Gebiet zu bestimmen. Insgesamt wurden 19 Tiere telemetrisch überwacht, davon 6 mit GPS-Sendehalsbändern und 13 mit VHF-Ohrmarkensendern. Die mittlere Streifgebietsgröße (100 % Minimum Convex Polygon) über einen Zeitraum von einem Monat betrug 300 ha.

Since August 2005, a study aiming at the development of a new wild boar population estimation method is carried out in the central Palatinate Forest. The method is based on a classical Capture-Mark-Recapture (CMR) approach. However, instead of catching and marking animals, the method relies on non-invasively obtained tissue samples (hair or faeces) to identify individuals via genotyping. 
Baited hair sampling stations (‘hair traps’) were tested and observed via video control in order to evaluate the behaviour of wild boar when visiting the stations. The analysis of the video data revealed a very heterogeneous behaviour of the animals depending on their age and group status. This represents a problem for population estimation, because a homogeneous and representative sampling among the members of a population is crucial for successful application of CMR methods. Therefore, the hair sampling method tested here does not seem promising for wild boar. Consequently, as a next step, faeces sampling along transects was tested in the same study area. Sixteen transects with a total length of more than 100 km were installed and searched for wild boar faeces in several trials between December 2006 and January 2008. The development of the transect design was topic of a diploma thesis (T. Schikora, University of Frankfurt, see internet link). Per transect trial, between 53 and 515 faeces samples were collected in 12 days of sampling. The genotyping of those samples is presently carried out in the laboratory of the Institute for Environmental Sciences of the University Koblenz-Landau. The genotyping results will then be used for calculation of population estimates. 
In addition to the non-invasive faeces sampling, wild boar were caught and equipped with transmitters in the study area, in order to obtain information on their space use and home range sizes. Telemetry data were used to validate density and distribution of transects in the study area. In total, 19 wild boars were observed via telemetry, 6 of these with GPS collars and 13 with VHF-ear tag transmitters. The mean home range size (100 % Minimum Convex Polygon) was 300 ha for a 1 month-period.