Beurteilung unterschiedlicher Wertästungsverfahren an Douglasien in Rheinland-Pfalz hinsichtlich ihrer langfristigen Folgen für die Holzqualität

Universität Freiburg, Institut für Forstbenutzung und Forstl. Arbeitswissenschaft; Az.: Freiburg 01/09

Zielsetzung:

Äste sind das entscheidende Kriterium bei der Sortierung von Douglasienholz. Um wertvolles Stammholz zu erzeugen, ist die Wertästung gerade bei der Douglasie als „Totasterhalter“ eine anerkannte Methode. Hierbei kam seit 1979 das Schweizer „Baumvelo“ zum Einsatz. Aufgrund vermuteter Schädigungen bzw. Quetschungen von Rinde und Kambium werden seit 2005 die Baumvelos bei Landesforsten nicht mehr eingesetzt. Nachdem nun genügend Jahre seit den ersten Baumvelo-Ästungen vergangen sind, galt es zu untersuchen, ob tatsächlich Schädigungen stattgefunden haben und wie sich diese ggf. auch auf nachfolgend gebildetes Holz auswirken.

Methoden:

Das Projekt ist als Machbarkeits- bzw. Pilotstudie zu werten, in der am Beispiel einiger Douglasienstämme geprüft werden sollte, welche Methoden zur Beantwortung der Forschungsfragen geeignet sind.
Im Forstamtsbereich Saarburg wurden im Gemeindewald Wiltingen acht Probebäume gefällt, aus denen 2,5 m lange Abschnitte aus der zweiten Ästungsstufe herausgeschnitten und für die Untersuchungen nach Freiburg transportiert wurden.
Zuerst wurden Druckbelastungsversuche mit zwei unterschiedlichen Baumvelotypen (BVA und BVS) unternommen, um mögliche Ursachen für Schäden zu erkennen. Danach wurden die Abschnitte im Computer-Tomographen (CT) der FVA Freiburg gescannt, dessen Röntgenstrahlen Ästungsfolgen (Überwallung, Faserverlauf, Fäulen, Druckstellen) sichtbar und quantifizierbar machen sollten.
In einem dritten Schritt wurden die Douglasienabschnitte zu Brettern von 5 bzw. 10 mm Stärke aufgetrennt und optisch auf Holzfehler wie Jahrringstörungen, Harzbarrieren, Fäulen, Verfärbungen und sonstige Holzfehler untersucht.
Die gefundenen Fehler wurden nummeriert, klassifiziert, verortet und mittels Digitalfoto dokumentiert.

Ergebnisse:

a) Druckversuche
Beide Typen des Baumvelos verursachten auch bei einer ordnungsgemäßen Anwendung Druckschäden, und zwar Typ BVA (mit Textil-/Lederbändern) deutlich weniger als Typ BVS (mit Stahlbändern).

b) Computer-Tomograph (CT)
Aufgrund des hohen Wassergehaltes des Splintbereiches – die etwa 12 bis 15 jüngsten Jahrringe, mithin der interessante, zu untersuchende Bereich – ergaben sich Probleme bei der Erkennung der Holzstruktur. Da Wasser eine höhere Dichte als Holz aufweist, war die Erkennung von Dichteunterschieden nahezu unmöglich. Auch die Entrindung und nochmalige Teilung in zwei Abschnitte zu je 1,25 m und eine anschließende zweiwöchige Einlagerung in einer Klimakammer verbesserte die Ergebnisse nur graduell. Die Methodik muss daher als für vorliegende Untersuchung ungeeignet bezeichnet werden. Zur Trocknung von Rundholz dieser Dimension sind erheblich längere Lagerzeiten (Trocknungszeiten) erforderlich.

c) Visuelle Analyse der Brettware
Insgesamt wurden 449 Holzfehler festgestellt. Bei allen Brettern wurde eine klar erkennbare Häufung der Holzfehler im 9. Jahrring, d.h. im Jahr der Wertästung festgestellt. In diesem Jahrring befanden sich 172 (38 %) der Holzfehler. Mit 400 (rd. 90 %) festgestellten Holzfehlern dominiert der Typ „Harzkanal“ eindeutig.
In den älteren und jüngeren Jahrringen als dem 9. Jahrring ist die Häufigkeit der Holzfehler wesentlich geringer, wobei der 8. Jahrring – gebildet im Jahr nach der Ästung – eine noch leicht erhöhte Zahl an Holzfehlern aufweist. Darüber hinaus gibt es in den jeweils sechs Jahrringen vor und nach der Astungsmaßnahme keinen signifikanten Unterschied, was Art und Anzahl der Holzfehler betrifft. Faulstellen wurden nicht entdeckt.

d) Folgerungen
Dem Baumvelo Typ BVA (Textil-Lederbänder) ist eindeutig der Vorzug zu geben, da geringere Anpressdrücke deutlich geringere Holzfehler hervorrufen. Die untersuchten Douglasien wurden in der Vegetationsperiode geästet. Außerhalb der Vegetationsperiode geästete Douglasien konnten vergleichsweise nicht untersucht werden, doch lässt die einschlägige Literatur den Schluss zu, dass die Ästung außerhalb der Saftzeit deutlich geringere Schäden erwarten lässt.
Das Baumvelo Typ BVA ist nach den Ergebnissen vorliegender Pilotstudie bei korrekter Anwendung grundsätzlich für die Wertästung von Douglasien geeignet. Die zu erwartenden Schäden am Stamm –auch bei einer Ästung im Saft – sind so gering, dass Folgeschäden im sich anschließenden bzw. sich nach der Überwallung bildenden, astfreiem Holz mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen sind.