„Kulturlandschaftsgenetische und bestandsgeschichtliche Untersuchungen  anhand von Rohholzspektren historischer Meilerplätze, pollenanalytischen Befunden und archivarischen Quellen im BR Naturpark Pfälzerwald“, FA Johanniskreuz, Forstorte „Schwarzbachtal“, „Schächerdell“, „großer Steinberg“ und „Kurzdell“

Geographisches Institut und Institut für spezielle Botanik, Universität Mainz; Az.: 6V/02

Zielsetzung:

Waldzustände vergangener Zeiten ermöglichen Einblicke in die historische Kulturlandschaftsentwicklung eines Raumes. Als Quellen zur Rekonstruktion historischer Waldzustände dienen u.a. dendrochronologische Befunde, Pollendiagramme und nicht zuletzt auch Holzartenspektren von historischen Meilerplätzen.

Methode:

Die Untersuchung bezieht sich auf die Identifizierung und Holzkohlenanalyse historischer Meilerplätze und pollenanalytisch untersuchte Quellmoore im Forstamt Johanniskreuz. Ergänzt werden die historischen Untersuchungen durch archivarische Studien. Fast alle Meilerplätze sind bis heute siedlungsfern. Im Rahmen von Waldbegängen wurden die wesentlichen Merkmale der betreffenden Kohlstelle ( z.B. Durchmesser der Platte, Höhe der Abstichkante) dokumentiert. Bei der Probenahme wurden u.a. die Farbe der Holzteerschicht sowie Dichte und Streuung des Fundmaterials erhoben.

Ergebnisse:

Zahlenmäßig überwiegen die Hangmeilerplätze gegenüber den Podestmeilerplätzen. Ringmeilerplätze wurden nicht angetroffen. Relikte von Grubenköhlerei konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Auf Grund historischer Urkunden kann Köhlerei, wenigstens im nennenswertem Umfang, im Gebiet von Johanniskreuz bis in das 17. Jahrhundert ausgeschlossen werden.
Ab dem 18. Jahrhundert mehren sich die schriftlichen Hinweise auf Köhlerei, die im 19. Jahrhundert mit dem Betrieb der v. Gienanth´schen Hüttenwerke einen gewissen Höhepunkt erreichte. Viele Meilerplätze stammen daher erst aus dem 19. Jahrhundert und wurden nicht vor 1830 angelegt.
8 Radiokarbondatierungen stützen diese Aussagen. Bemerkenswerte Ausnahme ist eine Eichenkohle, für die eine Zeitspanne von 1165 – 1280 n. Chr. – neben einer Buchenkohle jünger als 300 Jahre – datiert ist.
Die Fichte, deren Zunahme seit dem frühen 19. Jahrhundert pollenanalytisch gut belegt ist, ist an der Gewinnung von Holzkohle im nennenswertem Umfang nicht beteiligt.
Dendrochronologische Untersuchungen an Eichenkohlen ergeben Datierungen zwischen 1758 und 1842, aber auch vereinzelt zurück ins 17. Jahrhundert.
Bezüglich des Spektrums der für die Köhlerei verwendeten Baumarten wird davon ausgegangen, dass eine ziemlich vollständige Nutzung aller Baumarten der Kohlholzschläge des 18./19. Jahrhundert stattfand, d.h. keine Auswahl hinsichtlich der Eignung für die Köhlerei im Kurpfälzischen Wald vorgenommen wurde. In der Mehrzahl der Kohlplatten fehlt die Kiefer
ganz oder liegt im Bereich von weniger als 10% Anteil. In den Privatwaldungen (v. Gienanth) liegt der Anteil Kiefer, aber auch von Aspe und Birke, deutlich höher. Aufgrund der Feststellung, dass die Meiler an Ort und Stelle der Holzfällung betrieben wurden, werden daraus Hinweise auf die Baumartenzusammensetzung der Wälder in der näheren Umgebung abgeleitet. Die einzelnen Meilerstellen bzw. Gruppierungen von Meilerplätzen werden beschrieben, in ihren historischen und geographischen Bezügen dargestellt und die Kohlenfunde entsprechend interpretiert.
Vegetationsgeschichtlich bedeutsam sind die Ergebnisse der Pollendiagramme aus einem Hangmoor (Talschluß des Großen Schwanental) und ergänzend aus einem versumpften Wiesengrund (Oberes Moosalbtal). Die Basis des Hangmoor-Pollendiagramms bei 93 cm GOK wird auf 1600 v. Chr. datiert und weist hohe Werte der Arten des Eichenmischwaldes (Eiche, Linde, dazu Ulme, Esche, Ahorn und Hasel) auf. Anteile von Kiefer zeigen allerdings, dass die Kiefer den spätwärmezeitlichen Wäldern beigemischt war. Fichte und Tanne fehlen. In der darüber liegenden Pollenzone (78 – 63 cm GOK) steigen die Buchenwerte an und die Eichenmischwaldarten gehen zurück. Eine Landnutzung in der Umgebung des Moores kann aufgrund der geringen Funde von Getreidepollen und weiteren siedlungszeigender Taxa ausgeschlossen werden. Die Pollenzone 63 – 47 cm GOK weist gleichmäßig hohe Buchenwerte und geringe Werte des Eichenmischwalds auf. Dies entspricht der Buchenzeit nach FIRBAS (1952) bzw. der Älteren Nachwärmezeit (ab 800 v. Chr.). Eine stärkere Landschaftsnutzung im Einzugsgebiet des Moores lässt sich etwa ab 47 cm GOK erkennen, was durch einen Rückgang der Buchenpollen und einem Anstieg der Getreidepollen belegt wird. Datieren lässt sich diese Schicht zwischen etwa 1150 und 1300 n. Chr. Die Wüstungsperiode des 14. und 15.Jahrhunderts kommt im Pollendiagramm mit einem leichten Anstieg der Buchen und Hainbuchenpollen zum Ausdruck. Die frühneuzeitliche Epoche mit regem Siedlungsausbau im ländlichen Raum wird im Pollendiagramm (zwischen 38 und 22 cm GOK) sichtbar, indem die Getreidepollen, insbesondere Roggen, zunehmen. Aber auch die Birke wird gefördert, die Birke steigt stark an und die Buche geht zurück. Pollenspektren der Barockzeit sind im Abschnitt von 22 bis 10 cm GOK zu finden. Gekennzeichnet wird dies durch einen gleichgerichteten Rückgang der Eichen- und Buchenpollen, was mit der Bautätigkeit und dem damit verbundenen großen Bau- und Werkholzbedarf in Verbindung gebracht werden kann. Hinzu kommt damals der Verkauf von Holländerholz in beträchtlichem Umfang. Auch der Anstieg der Buchenpollen weist auf die Verlichtung der Wälder. Etwa ab der Mitte des 18.  und bis weit ins 19. Jahrhundert nehmen die Farn- und Heidekrautpollen im Pollendiagramm des Oberen Moosalbtal zu, was die Befunde einer verdichteten Besiedelung stützt. Der letzte Abschnitt ab ca. 8 cm zeigt einen eindrucksvollen Anstieg der Kiefer und Fichte.