Einflussfaktoren auf die Entwicklung bei Kiefer
Bei der Kiefer hat sich der Kronenzustand gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Der Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden bleibt unverändert hoch, die mittlere Kronenverlichtung um 1,5 Prozentpunkte angestiegen. Diese Veränderung ist signifikant. Das Schadniveau bleibt damit aber gerade noch im Rahmen der Streuung der Zeitreihe. Stark geschädigt oder abgestorben sind 4,1 % der Probebäume, was einen neuen Höchstwert im Verlauf der Zeitreihe bedeutet. Frisch abgestorben waren 5 Probebäume (Absterberate 1,0 %), was ein vergleichsweiser hoher Wert innerhalb der Zeitreihe ist. Wie schon im Vorjahr waren landesweit immer wieder abgestorbene Kiefern zu beobachten, meist nur einzelne Bäume oder Gruppen, in der Rheinebene aber auch bestandesweise. Der Anteil der ausgeschiedenen Probebäume liegt 2023 mit 0,8 % wieder unter dem langjährigen Durchschnittswert. Die Kiefer wies bisher ein vergleichsweise geringes Schadniveau auf.
Über die Zeitreihe betrachtet war ab den 1990er Jahren ein leicht ansteigender Trend, von 2003 bis 2008 ein erhöhtes Schadniveau und bis 2016 ein Rückgang der Kronenverlichtung festzustellen. Bis 2019 zeigte sich ein Auf und Ab des Schadniveaus ohne gerichteten signifikanten Trend.
In den letzten drei Jahren hat auch die ansonsten als trockentolerant geltende Kiefer unter der Trockenheit und wohl auch Hitze gelitten.
Einfluss von Mistebefall und Insektenfraß
Die Kiefer ist häufiger von der Mistel (Viscum album) befallen, in der Rheinebene mittlerweile drei Viertel der Probebäume. Auch im Pfälzerwald breiten sich die Kiefernmisteln weiter aus, hier sind 11 % der Probebäume befallen. Vereinzelt gibt es Waldorte in denen jede Kiefer mit Mistel befallen ist. In allen übrigen Wuchsgebieten von Rheinland-Pfalz wurden Kiefernmisteln an den Probebäumen nicht beobachtet. Stärker mit Misteln befallene Kiefern leiden besonders unter Trockenphasen, da die Mistel ihre Verdunstung nicht einschränkt, dem Wirtsbaum weiter Wasser und Nährsalze entzieht und so zu Vitalitätseinbußen führt. Inm Extremfall führt dies zu hohen Nadelverlusten bis hin zum Tod des Wirtsbaumes.
Im Übrigen war die Kiefer, wie auch schon in den Vorjahren, keinen besonderen Belastungen durch Insektenfraß oder Pilzbefall ausgesetzt. Von Bedeutung ist bisher nur der Reifefraß des Waldgärtners (Tomicus piniperda und T. minor) gewesen, der aber meist in unbedenklichen Umfang bleibt. Ein Einfluss auf die Schadstufenverteilung war bisher nicht erkennbar. Wiederholter mehrjähriger Befall führt bei jungen Kiefern aber zu einem unregelmäßigen, lückigen Verzweigungssystem, was langfristig auch Auswirkungen auf den Kronenzustand hat.
An Kiefer treten immer wieder Kronenbrüche und Abrisse starker Äste auf, besonders durch Nassschnee. Diese mechanischen Schäden werden weitgehend aus der Kronenzustandsansprache ausgeklammert. Es ist aber zu beobachten, dass bei älteren Bäumen die dadurch entstandenen Lücken in der Verzweigung nicht mehr regeneriert werden. Die verbliebe Krone bleibt an diesen Stellen schütter, womit langfristig ein schlechterer Kronenzustand einhergeht.
Besondere Schadsituation in der Rheinebene
Im Wuchsgebiet „Oberrheinisches Tiefland“ (der Rheinebene) ist die Schadsituation für die Kiefer besonders schlecht. Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume liegt mit 36 % merklich über dem Landesmittel. Hier findet sich auch ein überdurchschnittlich hoher Anteil der toten, stehenden (Schadstufe 4) und auch der frisch abgestorbenen Probebäume. Es ist zu vermuten, dass die Kiefernmistel hier eine entscheidende Rolle im Schadgeschehen spielt, aber auch die Standortbedingungen und die Witterungsbedingungen, insbesondere die Hitzeperioden der letzten Jahre, in der Rheinebene die Vitalität der Kiefer ungünstig beeinflussten.
Herbstlicher Nadelfall
Mit nur drei Nadeljahrgängen ist die Kiefer vergleichsweise flexibel in ihrer Benadelungsdichte und kann unter günstigen Bedingungen moderate Entnadelung auch gut regenerieren. Insgesamt hatte sich die Kiefer bisher als vergleichsweise robuste Baumart erwiesen, ihr Schadniveau war vergleichsweise niedrig und veränderte sich nur wenig.
Die Kiefer zeigt im Herbst ein typisches Schütteverhalten, der älteste Nadeljahrgang verfärbt sich gelb und fällt zum Winter hin ab. Dieses Phänomen tritt normalerweise im September/Oktober auf, in Jahren mit ausgeprägter sommerlicher Trockenphase wie 2022, 2020, 2019, 2018 und auch schon 2003, kommt es aber auch zu einer vorzeitigen Schütte. Dadurch kann in solchen Jahren ein Anstieg der Kronenverlichtung ausgelöst werden. In 2020, 2019 und 2018 waren die Außenaufnahmen der Waldzustandserhebung jedoch schon vergleichsweise früh abgeschlossen, dadurch wurde dieses Phänomen nur an den zum Ende der Erhebung aufgenommenen Punkten beobachtet. Im Jahr 2011 war es dagegen auffällig gut zu beobachten, wobei in 2011 auch der außergewöhnlich frühe Beginn der Vegetationszeit mit verantwortlich gewesen sein könnte.
Einfluss durch benachbarte Bäume
Problematisch ist für die lichtbedürftige Kiefer, wenn unterständige schattenverträgliche Baumarten, häufig die Buche, in ihre Krone einwachsen und von unten oder der Seite her bedrängen. Wird die Kiefernkrone dann bei einer Durchforstung freigestellt, sind in der unteren Lichtkrone häufig schlecht benadelte oder kahle Zweigpartien erkennbar. Unmittelbar nach der Durchforstung ist dies als ehemals konkurrenzbedingter Einfluss bei der Kronenzustandsansprache gut zu berücksichtigen. Da insbesondere ältere Kiefern ihre Krone in solchen einstmals beeinträchtigten Bereichen nicht mehr ausbauen, bleibt dieser konkurrenzbedingte Nadelverlust recht dauerhaft erhalten, es wird aber immer schwieriger sein Ausmaß abzuschätzen und bei der Bewertung zu beachten. Auf die Dauer kann es dazu kommen, dass eine Kiefer durch benachbarte Bäume soweit eingeengt wird, dass ihre Krone nicht mehr zur Ernährung des Baumes ausreicht, die Kiefer wird dann konkurrenzbedingt „ausgedunkelt“, auch wenn sie noch Schirmfreiheit hat.
Einfluss des Alters
Die Aufgliederung nach den Altersklassen wird für die Jahre mit der Erhebung der Vollstichprobe betrachtet. Bis 2001 waren bei der Kiefer keine wesentlichen Veränderungen im Kronenzustand festzustellen, der Anstieg des Schadniveaus von 2001 bis 2004 ist bei allen Altersklassen zu beobachten, auf 2008 blieb die Situation weitgehend unverändert, bis 2013 ist in allen Altersklassen ein Rückgang der Kronenschäden zu erkennen. Auch bei der Kiefer weisen die jüngeren Bäume tendenziell ein geringeres Schadniveau auf als die älteren. Es ergibt sich aber kein so deutlicher Alterstrend wie bei den anderen Baumarten. Die Altersklassenverteilung hat sich im Laufe der Zeitreihe markant zu den älteren Beständen hin verschoben; der Anteil der bis zu 60-jährigen Kiefern hat sich mehr als halbiert, der Anteil sehr alter (über 140-jährigen) Kiefern ist von wenigen Einzelbäumen auf über 10 % angestiegen. Die genauere Analyse des Kollektivs der Kiefern-Probebäume mit einem Alter von über 140 Jahren zeigte, dass auch diese sehr alten Kiefern meist noch einen guten Kronenzustand aufweisen, sofern sie nicht von Nachbarbäumen bedrängt werden.
Weitere Einflussfaktoren
Vergilbungserscheinungen an Kiefer waren während der gesamten Beobachtungsperiode bedeutungslos, es waren immer nur einzelne Probebäume betroffen.
Die Kiefer zeigt nahezu jedes Jahr Fruchtbehang. Ein Einfluss des Zapfenbehanges auf den Kronenzustand der Kiefer ist nicht erkennbar.
Besondere Ereignisse
In den letzten Jahren traten regelmäßig lokale Unwetter auf, bei denen es auch, räumlich sehr eng begrenzt, zu Hagelschlag kommen kann. Bei Kiefern, die durch Hagelschlag geschädigt wurden, geht die dadurch entstandene Entnadelung in die Bewertung des Kronenzustandes mit ein. Erfahrungen aus früheren Jahren zeigen, dass mittelstarke oder starke Schäden durch Hagelschlag von der Kiefer nicht regeneriert werden können, sondern zum Absterben führen. Hierbei spielt der Pilz Spaeropsis sapinea eine Rolle, der über die Hagelwunden in die Rinde eindringt. Von stärkerem Hagelschlag betroffene Kiefern werden daher meist zeitig gefällt, um einer Entwertung des Holzes durch nachfolgende Bläuepilze zuvorzukommen. In 2008 war ein etwa 300 ha großes Gebiet bei den Orten Rodalben, Münchweiler und Merzalben im südwestlichen Pfälzerwald stark durch Hagel geschädigt worden, Aufnahmepunkte der Waldzustandserhebung waren hierdurch jedoch nicht betroffen.
Weitere Informationen sind auf der Ebene „Forschung an Dauerbeobachtungsflächen“ unter „Kronenzustand“ in dem Abschnitt „Einflussfaktoren auf die Kronenzustandsentwicklung“ zu finden.