Hochmechanisierte Energieholzernte- Zur Produktivität von Fällersamm-leraggregaten an Forstspezialmaschinen am Beispiel des Energieholzaggregates Pinox 220 an der Kombimaschine Pinox 828

Institut für Forstliche Arbeitswissenschaft und Verfahrenstechnologie, Uni Göttingen; Az.: Göttingen 07/06

Zielsetzung:

Im Rahmen dieses Projektes sollte vergleichend die Produktivität eines Fällersammleraggregates mit der Produktivität eines konventionellen Harvesteraggregates an einer Forstspezialmaschine untersucht werden. Die Untersuchung der Produktivität erfolgte in jungen Nadelholzbeständen am Beispiel des mit hydraulischen Messern als Fällmechanismus ausgestatteten Energieholzaggregates P 220 und am Beispiel des Kombiaggregates P 410 an der Kombimaschine Pinox 828.

Ziel ist die Ermittlung der Produktivität des Energieholzaggregates, wobei das bereitgestellte Energieholzpotential je ha und der dafür benötigte Zeitverbrauch sowie der Einfluss der stark beanspruchten hydraulischen Messer auf die Produktivität von Interesse sind. Außerdem wurde ein monetärer Vergleich zwischen der energetischen und der stofflichen Nutzung der bei der Durchforstung angefallenen Holzmassen vorgenommen. Des Weiteren wurde untersucht, inwieweit sich der Einsatz der Sammelfunktion beim Energieholzaggregat auf die Bestandespfleglichkeit der Durchforstungsmaßnahme im Vergleich zum Einsatz des Kombiaggregates auswirkt.

Methoden:

Beim Versuchsbestand handelt es sich um einen rd. 6 ha großen 43jährigen Fichtenreinbestand. Das geringe Baumholz der Ertragsklasse 1,5 wies vor dem Eingriff einen Bestockungsgrad von 1,2 auf. Der Bestand stockt auf gering versorgten, feinerdehaltigen Skelettböden mit einer Hangneigung von 11 % nach Südwest bis West.

Es waren zwei negativ und positiv ausgezeichnete Bestandesteile mit der Kombimaschine Pinox 828 zu durchforsten, und zwar wurden zum einen mit dem Kombiaggregat P 410 3m-Industrieholzabschnitte aufgearbeitet. Zum anderen sollten danach die für die Energieholzproduktion vorgesehenen Bestandesteile mit dem Energieholzaggregat P 220 bearbeitet werden. Die Sammelfunktion des Energieholzaggregates war zu verwenden, wenn dadurch eine Zeitersparnis zu erwarten war. Die Energieholzabschnitte sollten maximal 6 m lang sein.

Mit beiden Aggregaten wurden drei unterschiedliche Stockdurchmesservarianten bearbeitet:

  Var. I    7 – max. 15 cm Stockdurchmesser
  Var. II  15 – max. 21 cm Stockdurchmesser
  Var. III   7 – max. 21 cm Stockdurchmesser.

Die Produktivität des Kombiaggregates P 410 wurde anhand des Zeitverbrauchs (h RAZ/Efm) ermittelt. Die anfallende Holzmenge wurde mittels des „HOLZERNTE“-Programmes der FVA Freiburg ermittelt.

Im Gegensatz dazu wurde die Produktivität des Energieholzaggregates anhand des Zeitverbrauchs bei der Bereitstellung von Biomasse (h RAZ/tatro) untersucht. Die oberirdische Biomasse für die Fichte wurde in kgatro über dem BHD berechnet.

Bei den Arbeitszeitstudien wurde das Forstschrittszeitverfahren gewählt. Es wurde ein ACER n 50 Handheld als Datenerfassungsgerät eingesetzt. Die Zeiterfassungssoftware und das Auswertungsprogramm stammen von der Fa. ORTIM.

Ergebnisse:

a) Durchforstung mit dem Energieholzaggregat P 220

Die aufgearbeitete Biomasse je h RAZ steigt von 2,038 tatro bei der Variante I auf 3,947 tatro bei der Variante II. Bei der Variante III (Ø BHD 11,32 cm) liegt die geerntete Biomasse bei 2,857 tatro je h RAZ. Die Sammelfunktion des Energieholzaggregates konnte nur bei der schwächsten Variante I, und dies auch nur in wenigen Fällen ausgenutzt werden. Ganz überwiegend war die Aufarbeitung eines Baumes in mehrere Abschnitte.

b) Durchforstung mit dem Kombiaggregat P 410

Das aufgearbeitete Industrieholzvolumen steigt von 2,55 Efm bei der Variante I auf 7,79 Efm je h RAZ, die Variante III liegt mit 3,86 Efm je h RAZ dazwischen.

c) Vergleich zwischen stofflicher und energetischer Nutzung

Ein direkter Produktivitätsvergleich zwischen den beiden Aggregaten ist nicht möglich, da die „Endprodukte“ unterschiedlich sind. Bei der Energieholzernte fallen ungeästete Vollbäume bzw. Abschnitte, bei der Durchforstung mit stofflicher Nutzung geästete 3 m-Abschnitte an. Dagegen ist ein monetärer Vergleich möglich.

  Variante I Variante II Variante III
stoffliche Nutzung -568,59 €/ha 140,16 €/ha -532,00 €/ha
energetische Nutzung -221,35 €/ha 330,28 €/ha 69,24 €/ha


Es wird deutlich, dass die energetische Nutzung in allen Fällen günstigere Ergebnisse liefert, wobei sich die schwächste Variante für beide Ernteverfahren verbietet.

Die Sammelfunktion des Energieholzaggregates kam nur selten zum Einsatz, vielmehr überwog das Fällen einzelner Bäume mit anschließendem Einteilen in mehrere Abschnitte und einmaligem Ablegen.

Der Versuchsumfang ist zu gering, um endgültige Aussagen zu treffen. Insgesamt scheint das gesamte Maschinensystem eher für Eingriffe in stärkeren Beständen geeignet. Die Bestandespfleglichkeit konnte aufgrund der Auswirkungen von „Kyrill“ nicht untersucht werden.