Harzgallen ein Qualitätsmangel bei der höherwertigen Verwendung von Fichtenholz. Häufigkeit des Auftretens und Verteilung im Stamm.

Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft, Universität Freiburg; Az.: Freiburg 02/03

Zielsetzung:

Bisher spielte der Holzfehler Harzgalle eine untergeordnete Bedeutung, da Fichtenholz vor allem im konstruktiven Bereich eingesetzt wurde. Mit der höherwertigen Verwendung von geastetem Fichtenholz für Furniere und Blockware gewinnt dieser Holzfehler allerdings an Interesse.

Die geringe Anzahl an Literatur zum Thema Harzgallen begründet den Forschungsbedarf auf diesem Gebiet. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollten daher empirisch basierte Erkenntnisse zur

  • Verteilung der Harzgallen im Stamm,
  • der Häufigkeit des Auftretens von Harzgallen in Fichte
  • und der möglichen Ursachen getroffen werden


Methodik:

Die Studie zur Analyse des Auftretens von Harzgallen in Fichte gliedert sich methodisch in zwei Teile, a) der Aufnahme von Harzgallen an Stammscheiben und b) der Untersuchung von mikroskopischen Präparaten von Harzgallen.Die Stammscheiben stammten aus drei Beständen aus dem Schwarzwald aus verschiedenen Höhenlagen. Das Material für die mikroskopischen Präparate wurde sowohl von den zuvor erwähnten Beständen, wie auch zusätzlich von Schnittholzmaterial gewonnen.Folgende Parameter wurden im Wesentlichen aufgenommen:

  • Anzahl der Harzgallen je Scheibe
  • Lage der Harzgallen im Jahrring
  • Jahr des Entstehens der Harzgallen/Datierung der Harzgallen
  • Lage der Harzgalle nach der Himmelsrichtung
  • Angeschnittene Breite der Harzgallen
  • Aussehen des Jahrrings im Bereich der Harzgalle, sowie das Erscheinungsbild des Folgejahrringes hinter der Harzgalle
  • Auftreten der Harzgalle im Reaktionsholz
     

Ergebnisse:

Aus methodischer Sicht erweist sich die Variable „mittlere Harzgallenanzahl je Scheibe und Jahr“ als am besten geeignet, Unterschiede in der Harzgallenhäufigkeit zwischen verschiedenen Beständen aufzudecken. Hierdurch können Bäume und Bestände verschiedenen Alters direkt miteinander verglichen werden. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Bestände unterschiedlichen Alters auch unterschiedlich langen Zeiträumen der Harzgallenbildung ausgesetzt sind. In Bezug auf die stammaxiale Verteilung der Harzgallen kann eine steigende Tendenz der Harzgallenanzahl (Variable Harzgallenanzahl je Scheibe und Jahr) für 2 Bestände mit der Entnahmehöhe der Scheiben festgestellt werden. Für den 3. Bestand ist dies jedoch nicht möglich. Die Ergebnisse der radialen Verteilung der Harzgallen im Stamm zeigen keinen zu- oder abnehmenden Trend der Harzgallenanzahl mit der Entfernung vom Mark. Es wechseln sich Phasen mit geringer und Phasen mit stärkerer Harzgallenhäufigkeit ab.

Zwischen den Witterungseinflüssen (Stürme und Trockenjahre) und dem Verlauf der Harzgallenanzahl konnten keine direkten Zusammenhänge gefunden werden. Es wird vermutet, dass Freistellungen die Harzgallenanzahl in den einzelnen Jahren steuert.Die Frage nach Zusammenhängen zwischen der mechanischen Belastung des Stammes und der Harzgallenhäufigkeit konnte anhand einer multiplen Regressionsanalyse und einer multiplen Korrelationsanalyse geklärt werden. Es wurden Korrelationen zwischen der „mittleren Harzgallenanzahl je Baum, Scheibe und Jahr“ und den Variablen „relative Kronenlänge“, „mittlerer Radialzuwachs“ und der „Hangneigung“ festgestellt werden. Der Variablen „relative Kronenlänge“ wird die größte Bedeutung zur Erklärung der Harzgallenanzahl beigemessen. Die gefundenen Variablen sind jedoch alle miteinander korreliert. Ein Zusammenspiel dieser Faktoren auf die Harzgallenbildung ist deshalb wahrscheinlich. Die Auswertung der mikroskopischen Präparate ergab, dass der zur Harzgallenbildung notwendige Riss durch die Tracheiden in der Phase der Zellstreckung erfolgen kann. Die ältere Theorie von FREY-WYßLING (1942), wonach Harzgallen durch Risse im Kambium entstehen, kann daher als teilweise widerlegt gelten. 

Moderne Waldbaukonzepte dienen einerseits der Erziehung wertvollen Stammholzes in kurzen Umtriebszeiten, andererseits soll durch weitständige Bestandeserziehung das Sturmwurfrisiko durch eine Erhöhung der Einzelbaumstabilität verringert werden. Um astfreies Fichtenholz zu erhalten, muss die Fichte als Totasterhalter geastet werden. Der astfreie untere Stammabschnitt soll für hochwertige Verwendungen (Furniere, Möbelholz) eingesetzt werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen aber Zweifel an der generellen Anwendbarkeit dieses Vorgehens aufkommen. Es konnte gezeigt werden, dass in Fichtenbeständen an steilen Hanglagen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eine deutlich erhöhte Harzgallenhäufigkeit auftreten kann. Es besteht somit die Gefahr, dass geastete Fichtenabschnitte solcher  Lagen durch Harzgallen entwertet werden können. Andererseits macht die geringe Harzgallenanzahl des untersuchten typischen Hochlagenbestandes deutlich, dass er trotz starker Windbelastung „praktisch frei“ von Harzgallen ist. Es wird daher vorgeschlagen, die Anwendbarkeit von Waldbaukonzepten zur Erzeugung von wertvollem Stammholz nach Höhenlagen und Geländeneigung differenziert zu betrachten. So könnte bei Fichtenbeständen, die an Steilhängen tieferer Lagen stocken, auf eine Wertästung verzichtet werden. In höheren Lagen könnte auch weiterhin eine Wertästung der weitständig erzogenen Fichten erfolgen. Über die Möglichkeit einer Entwertung von geästeten Fichtenabschnitten in Fichtenbeständen der Tieflagen in ebenem Gelände können anhand dieser Untersuchung keine Aussagen getroffen werden.

Eine pauschale Übertragbarkeit der gefundenen Ergebnisse auf andere Fichtenbestände ist aufgrund des relativ geringen Stichprobenumfangs der Untersuchung und der weitreichenden waldbaulichen Bedeutung genau zu überprüfen. Weitere Untersuchungen hierzu erscheinen daher notwendig.