Vegetationsentwicklung mit und ohne Schalenwildeinfluss im Naturwaldreservat Langbruch-Wiederholungsaufnahmen von Vegetation und Verjüngung in Weiserflächenpaaren

Universität Göttingen, Abt. Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 03/15

Zielsetzung und Methode:

Im Naturwaldreservat Langbruch im Gebiet des Nationalparks Hunsrück-Hochwald wurden im Winter 2010/2011 auf einer ehemaligen Moorbirken-Bruchwaldfläche eines Hangmoores, die mit Picea abies und Abies grandis bestockt war, Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Dazu wurden zunächst die Nadelhölzer entfernt und Entwässerungsgräben stillgelegt, um eine dauerhafte Vernässung der Fläche zu erreichen, die langfristig ein Nebeneinander von Moorbirkenbeständen und Hoch- bis Zwischenmoorbereichen ermöglichen soll. Um einen dauerhaften Erfolg der Maßnahmen überprüfen zu können, wurden im Sommer 2011 und 2012 Dauerflächen aus gezäunten und ungezäunten Weiserflächenpaaren angelegt. Mit Hilfe dieser Flächen soll die Vegetationsentwicklung langfristig beobachtet und der Einfluss des Schalenwildes auf diese Entwicklung abgeschätzt werden. 2015 erfolgte eine erneute Aufnahme.

Ergebnisse:

Eine erste Aufnahme der Vegetation erfolgte im Sommer 2012 und zeigte eine deutliche Dominanz von Schlagflur-Arten und eine artenreichere Verjüngung in den gezäunten Flächen. Auf der Renaturierungsfläche waren jedoch bereits Torfmoose vorhanden, die als erster Erfolg der Wiedervernässungsmaßnahmen gewertet werden können und das Renaturierungspotential der Fläche unterstreichen.
Die erneute vegetationskundliche und floristische Erfassung der Renaturierungsfläche mit den Weiserflächenpaaren verdeutlicht erste Erfolge der durchgeführten Maßnahmen. 27 % der im Jahr 2015 auf der Renaturierungsfläche vorhandenen Arten sind für Moor- und Moorrandhabitate typisch, auch wenn charakteristische Zwischenmoor-Arten der Hangmoore weiterhin fehlen. Ausgebreitet haben sich auch Torfmoose, vor allem an stark vernässten Stellen, die die Ansiedlung weiterer Moor-Arten fördern können und die Wirksamkeit der Wiedervernässungsmaßnahmen bestätigen.  
Die vegetationskundlichen Aufnahmen in den Weiserflächenpaaren verdeutlichen jedoch auch, dass weiterhin Schlag-Flur-Arten dominieren, so dass sich die Weiserflächenpaare in ihrer Artenzusammensetzung weiterhin deutlich von der benachbarten Moorbirken-Bruchwald-Fläche des Naturwaldreservats Langbruch unterscheiden.
Die Verjüngungsaufnahmen unterstreichen das Potential der Renaturierungsfläche für eine Etablierung der Moorbirke. Vor allem die auf der Fläche verbliebenen Moorbirken erfüllen ihre Funktion als Samenbäume. Der bereits nach sechs Jahren der Zäunung deutliche Zauneffekt hinsichtlich des Deckungsgrads und der Artenzahlen der Strauchschicht sowie der Verjüngungszahlen – vor allem auch der Moorbirke – in Höhenstufen > 50 cm mit signifikant höheren Zahlen in den gezäunten im Vergleich zu den ungezäunten Flächen zeigt jedoch auch, dass eine Wiederherstellung des natürlichen Mosaiks aus bewaldeten Bereichen mit Moorbirken und waldfreien Bereichen mit Hoch- und Zwischenmoor-Arten durch autogene Selbstregulation unter den heutigen Voraussetzungen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald nicht möglich ist. Nur bei reduzierter Wilddichte (vor allem des Rotwildes) oder bei einer Zäunung größerer Bereiche der Renaturierungsfläche kann sich die Moorbirke auch in Höhenstufen über 1 m etablieren. Zukünftige Aufnahmen in den Weiserflächenpaaren, die alle fünf Jahre erfolgen sollten, werden zeigen, ob das geplante Wildtiermanagement im Nationalpark die Etablierung neuer Moorbirkenbestände auch außerhalb von Zäunen unterstützen kann.