Forstpflanzungserfolg, Verwandtschaftsbeziehungen und Verwandtenselektion beim Wildschwein (Sus scrofa)

Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie, Universität Bonn; Az.: Bonn 01/06

Zielsetzung:

Die Etablierung der Methode zur Genotypisierung von Schwarzwildgewebeproben.

Methoden:

Die Methodeentwicklung fußt dankenswerterweise auf 128 Proben (Probennahme durch Herrn Dipl. Biol. O. Keuling) vom Projekt Schwarzwild der Professur Forstzoologie an der Technischen Universität Dresden (Proben Mecklenburg-Vorpommern) und vom Regionalverband Ruhr (RVR; Probenbereitstellung durch Herrn Oberforstrat G. Klesen) Ruhr (Proben Nordrhein-Westfalen). Insgesamt standen 128 Proben für die Etablierung der Genotypisierung zur Verfügung.
Aus dem Untersuchungsgebiet konnten in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) des Landes Rheinland-Pfalz im Wildforschungsgebiet Pfälzerwald (FoA Hinterweidenthal) 171 Proben, sowie weitere 46 Proben über private Jagdpächter, der Jagdstrecke entnommen werden (Stand 16.8.2007), die nun zur Verfügung stehen und analysiert werden.
Die Isolation und Aufbereitung der DNA aus den Gewebeproben wie auch aus den Haarproben
erfolgte mittels des NucleoSpin Tissue–Kit (Macherey-Nagel). Zur Analyse wurden 9 Mikrosatelliten verwendet. Sie wurden in Kooperation mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft auf Vorschlag des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Landau ausgewählt.

Ergebnisse:

Es konnte gezeigt werden, dass die gewählten Mikrosatelliten für die untersuchten Populationen
hoch informativ sind und geeignet, Individuen, auch Vollgeschwister, mit ausreichend hoher
Wahrscheinlichkeit von einander zu unterscheiden.
Mit Hilfe der ausgewählten Mikrosatelliten ist es ferner möglich, Strukturierungen innerhalb von Populationen bzw. die Trennung von Subpopulationen zu erkennen. Es konnte in der nordrheinwestfälischen Population, wenn auch nur an einem kleinen Datensatz, gezeigt werden, dass es sich hier um zwei genetisch eigenständige Populationen handelt, und der befestigte Wesel-Datteln-Kanal nur beding geeignet ist, den Genfluss zwischen den beiden Populationen zu beeinflussen.
Beide Populationen zeigen eine hohe Eigenständigkeit in ihren Allelverteilungen, was nicht zu erwarten wäre, wenn die Kirchheller Population direkt von der Üfter Mark Population abstammen würde, sondern darauf hinweist, dass die Kirchheller Population einer anderen Gründerpopulation entstammt. Einige Individuen der Kirchheller Heide Population zeichnen sich durch einen auffällig hohen Anteil von Allelen aus, die spezifisch für die der Üfter Mark Population sind.

In wie weit es sich bei diesen Tieren um Migranten aus der Üfter Mark, bzw. deren Nachkommen, handelt ist nicht mit letztendlicher Sicherheit festzustellen, aber nach den vorliegenden Daten die einzig plausible Erklärung.

In wie weit die ausgewählten Mikrosatelliten geeignet sind direkte Verwandtschaftsbeziehungen zu analysieren konnte noch nicht getestet werden und wird sich erst im Laufe der weiteren Untersuchungen herausstellen. Wahrscheinlicht ist die maximale elterliche Ausschlusswahrscheinlichkeit von > 0,01 noch zu schwach ist, um entferntere Verwandtschaftsstrukturen in großen Gruppen aufzulösen. Hier böte sich eine Erhöhung der Anzahl der Mikrosatelliten an, um die Auflösung zu verbessern.

Nach dem Abschluss dieser Vorarbeiten laufen die nun die ersten Fragmentanalysen mit Proben aus dem Wildforschungsgebiet Pfälzerwald.
Die angestrebten Verwandtschaftsanalysen machen wahrscheinlich eine Aufstockung der Anzahl von Mikrosatelliten notwendig. Hier müssen jedoch die ersten Ergebnisse abgewartet werden, um darüber weiter zu entscheiden.