Naturwaldreservate
Was ist ein Naturwaldreservat
Freie Entwicklung | Naturwaldreservate sind ausgewählte Waldflächen, die ihrer natürlichen Entwiklung überlassen bleiben und sich zu den "Urwäldern von morgen"entwickeln. In solchen aus der Bewirtschaftung genommenen Waldflächen finden also keine Pflege, keine Nutzungen oder andere Maßnahmen durch Menschen mehr statt. |
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Ausnahme Jagd | Ausnahme bildet die Bejagung von Rehen, Hirschen und Wildschweinen. Da große Raubtiere bei uns nicht mehr leben, würden hier ohne Bejagung Ruhezonen fürs Wild entstehen mit überhöhten Dichten und großen Schäden am Wald als Folgen. |
Warum brauchen wir Naturwaldreservate
Erkenntnisgewinn | Viele grundlegende Fragestellungen zum Funktionieren der Waldökosysteme können nur unter störungsfreien Bedingungen, das heißt an Flächen ohne menschliche Einflussnahme, untersucht werden. |
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Bewirtschaftungseinfluss | Eine zentrale Zielsetzung besteht daher in der Erforschung der eigendynamischen Entwicklungen von Waldlebensgemeinschaften (den Waldstrukturen, den Bodenparametern und ausgewählten Gruppen an Flora, Fauna und Pilzen). Die gleichen Untersuchungen werden in bewirtschafteten Vergleichsflächen durchgeführt, um so den Bewirtschaftungseinfluss beurteilen zu können. |
Naturnaher Waldbau | Die weitere Zielsetzung besteht in der angewandten Waldbauforschung und Waldbaulehre, also in der Nutzung der daraus gewonnenen Erkenntnisse für die Weiterentwicklung naturnaher Waldbaumethoden, ihrer Beurteilung und Veranschaulichung. |
Anschauungsobjekte | Aus den Untersuchungsergebnissen sollen für standörtlich vergleichbare Wirtschaftswälder Erkenntnisse abgesichert und praktische Fragen geklärt werden zum Beispiel zur Waldverjüngung, zur Waldpflege, zum Einfluss von Störungsregime, zum Totholz sowie zur Regulierungsmechanismen bei Massenvermehrungen an Insekten. |
Welche Aufgaben haben Naturwaldreservate außerdem?
Naturschutz | Durch konsequenten Schutz von Strukturen, Arten und Prozessen erfüllen Naturwaldreservate spezielle Naturschutzaufgaben:nämlich den Schutz natürlicher Waldlebensgemeinschaften, die Erhaltung der natürlichen Vielfalt sowie den Schutz seltener und gefährdeter Arten. |
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Urwaldreliktarten | Insbesondere den an Totholz gebundenen Arten wie Totholzkäfer, Totholzpilze, höhlenbrütende Vögel, Fledermäuse oder Hornissen und sogenannten Urwaldreliktarten wird geschützter Lebensraum geboten mit der Möglichkeit zur Wiederausbreitung. |
Referenzflächen | Naturwaldreservate eignen sich als Maßstab für die Naturnähe in Wäldern (maximale Natürlichkeit) z.B. bei der Beurteilung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und von Umweltveränderungen oder zur Überprüfung von Naturschutzstrategien. |
Umweltbildung | Naturwaldreservate ermöglichen wissenschaftlich fundierte Naturbeobachtungen und vermitteln wegen ihrer hohen Alt- und Totholzanteile den Eindruck und das Erleben von Urwald. |
Kernzonen | Zusammen mit anderen Flächen (z.B. Naturschutzgebieten) bilden Naturwaldreservate die Kernzonen des Biosphärenreservates Pfälzerwald, denn sie erfüllen darin ihre wesentlichen Ziele. |
Wie werden Naturwaldreservate ausgewählt
Repräsentativität | Alle wichtigen regionaltypischen Waldgesellschaften beziehungsweise bedeutende typische Standorte sollen durch Naturwaldreservate repräsentiert sein. |
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Naturnähe | Bevorzugt werden alte, wenig beeinflußte Waldstandorte mit naturnaher Artenzusammensetzung und Struktur des Waldes. Berücksichtigt werden aber auch andere zu bedeutenden Anteilen verbreitete Waldbaumarten wie zum Beispiel die Douglasie. |
Flächengröße Flächenform | Mindestgröße ist 30 bis 50 Hektar. Zweckmäßig ist eine möglichst kompakte Flächenform. |
Lage Pufferzone | Naturwaldreservate liegen mitten im Wald. Auf mindestens 100 Meter Tiefe fungiert der Wald als Pufferzone zum Schutz vor störenden Randeinflüssen. |
Störelemente | Intensiver Erholungsverkehr, dichtes Wegenetz, Gebäude und Parkplätze in einem Naturwaldreservat oder in der Nähe befindliche emittierende Betriebe als Beispiele verändern den Waldcharakter und stören die natürlichen Entwicklungsprozesse. Sie sind daher zu vermeiden. |
Kontakt:
Jens Edinger, jens.edinger(at)wald-rlp.de, Tel.: +49-6131-884-268-119