Wiederholungsaufnahme der Vegetation und Baumverjüngung im Naturwaldreservat „Gebück“ (Rheinland-Pfalz) im Jahr 2012
Universität Göttingen, Abt. Abt. Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 03/12
Zielsetzung:
Das NWR Gebück wurde 1995 ausgewiesen und die zur Hälfte gezäunte Kernfläche 2004/2005 erstmals waldkundlich aufgenommen. Nach dem Trockenjahr 2003 wurden 2005 im NWR zum Schutz benachbarter Wirtschaftswälder große Fichtenteile gefällt und zur Beobachtung der sich einstellenden Vegetationsentwicklung Weisergatter aufgestellt.
Ziel der Untersuchung war, die Veränderungen der Vegetation seit den letzten Aufnahmen 2009 inner- und außerhalb der Weisergatter zu untersuchen. Als Referenz für den ungestörten Waldzustand wurden entsprechend Daten im gezäunten und ungezäunten Teil der Kernfläche erhoben.
Methoden:
Die Vegetations- und Verjüngungsaufnahmen im Juli 2012 erfolgten entsprechend der Vorgehens¬weise in den Jahren 2008 und 2009 in den 11 Weisergatterpaaren (je 12 x 12 m) und in der Kernfläche (2,1 ha, gezäunter und ungezäunter Teil) nach dem kombinierten Probeflächen-Ansatz.
Die Vegetation wurde schichtweise nach Artenzahl und Deckung erfasst. Die Baum-, Strauch- und Krautschicht grenzen sich gegeneinander bei 5 m und 0,5 m ab. Neben der Vegetation wurde gesondert die Gehölzverjüngung erfasst.
Für die Vegetationsaufnahmen wurde der Shannon-Index und Evenness berechnet. Die Waldgefäßpflanzen wurden bezüglich ihrer Anteile in der Schicht (Strauch- und Krautschicht) bestimmt und Arten an Wald, Waldränder oder Offenland gebundenen zugeordnet.
Ergebnisse:
Kernfläche:
Insgesamt wurden von 2008 bis 2012 in der Kernfläche 61 Arten gefunden: 2008 waren es 41 Arten, 2009 ist die Anzahl auf 49 angestiegen, 2012 gab es mit insgesamt 48 Arten nur eine geringe Veränderung.
Häufigste und deckungsgradstärkste Art in der Krautschicht der Kernfläche ist die Buche. Ohne Zaun wurden in allen Untersuchungsjahren im Mittel deutlich weniger Arten gefunden als mit Zaun. Eine Strauchschicht fehlt im ungezäunten Bereich, hier finden sich lediglich einige wenige Exemplare von Buche, die in die Strauchschicht einwachsen konnten.
Insgesamt dominieren Gehölzarten die Bodenvegetation (Kraut- und Moosschicht) in der Kernfläche. Der gezäunte Bereich der Kernfläche weist einen signifikant höheren Anteil an Strauch- und krautigen Arten auf, wogegen in den ungezäunten Aufnahmen die Moose einen höheren Anteil einnehmen. Kräuter wie Epilobium angustifolium, Senecio ovatus oder Mycelis muralis sind im gezäunten Bereich relativ häufig, fehlen jedoch ohne Zaun bzw. treten nur sehr sporadisch auf.
Weiserflächen:
In den Weiserflächen wurden im Jahr 2012 insgesamt 66 Arten identifiziert. Im Gegensatz zur Kernfläche zeigt die Vegetation der Weiserflächen eine hohe zeitliche Dynamik der Vegetationsentwicklung, weniger dagegen Unterschiede zwischen der Entwicklung mit und ohne Zaun. So ist die Gesamtartenzahl im Zeitraum von 2008 bis 2009 deutlich angestiegen, dagegen im Zeitraum von 2009 bis 2012 signifikant zurückgegangen.
Mit rascher Entwicklung von langlebigeren Arten bzw. der Zunahme der Strauchschicht und Baumverjüngung im Sukzessionsverlauf zeigen zuerst die typischen Offenlandarten einen Rückgang.
In den Weiserflächen ist die Eiche – unabhängig ob mit oder ohne Zaun – in der Krautschicht relativ häufig. Wenige Exemplare erreichen auch die Strauchschicht. In den ungezäunten Flächen konnten die Nebenbaumarten zwar nicht aus dem Äser entwachsen, im Vergleich zu den gezäunten liegen jedoch etwas höhere Verjüngungsdichten der Nebenbaumarten im Bereich unter 1,5 m vor.
Fazit:
Der Ausschluss des Schalenwildes zeigt im Bereich der Kernfläche des Naturwaldreservats Gebück deutlich größere Auswirkungen auf die Vegetationsentwicklung als im Bereich der Weiserflächen. So fehlt in der Kernfläche ohne Zaun die Verjüngung weitestgehend.
Im Bereich der Weiserflächen, die immer noch größtenteils Freiflächencharakter aufweisen, sind die Unterschiede zwischen gezäunt und ungezäunt wesentlich geringer. Wildschäden an den Gehölzen außerhalb des Zauns können reichlich beobachtet werden, jedoch ist die Wilddichte offensichtlich nicht so hoch, dass die Etablierung der nächsten Baumgeneration im Bereich der Weiserflächen insgesamt gefährdet ist.