Anfertigung einer Expertise zu dem Zusammenhang zwischen waldbaulicher Verjüngungsmethode und Erfolg von Eichenverjüngung

Universität Freiburg, Waldbauinstitut; Az.: Freiburg 01/15

Zielsetzung und Methoden:

Eichengeprägte Wälder zeichnen sich im Allgemeinen durch hohe ökologische wie auch hohe ökonomische Wertigkeit aus. Das gilt in besonderem Maße auch für die Eichenwälder im Pfälzerwald, die im Wesentlichen von der Traubeneiche (Quercus petraea) gebildet werden. Aufgrund ihrer weit überdurchschnittlichen Holzqualität ist die Pfälzerwaldeiche in den erlösmäßig attraktiven Marktsegmenten Furnierindustrie und Fassholz konstant gut nachgefragt und kann zu Spitzenerlösen vermarktet werden. Andererseits gelten Stiel- und Traubeneiche wegen der hohen Anzahl der auf sie spezialisierten Arten als „Schlüsselbaumarten zum Erhalt der Biodiversität in Wäldern“. Da der Traubeneiche  aufgrund ihrer Trockenstresstoleranz auch in der für unsere Breiten projizierten Ausprägung des Klimawandels eine positive Entwicklung zugetraut wird, kommt der erfolgreichen Verjüngung der Eichenwälder für die Zukunft eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund der multifaktoriellen Ansprüche und Erwartungen stellt sich die Frage nach den geeigneten und zielführenden Verjüngungsverfahren, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Konkurrenzkraft der natürlich dominierenden Buche (Fagus sylvatica). Dies auch vor dem Hintergrund, dass mitunter Zertifizierungssysteme für Forstbetriebe expressis verbis nur kleinflächige Verjüngungsverfahren zulassen.
Die vorliegende Studie hatte daher zum Ziel, anhand der verfügbaren Literatur den Wissensstand hinsichtlich der natürlichen Verjüngung von Traubeneichen zu analysieren, die Faktoren zu bestimmen, die für eine erfolgreiche Verjüngung der Traubeneiche verantwortlich sind und Aussagen zur Sicherheit bzw. dem Risiko hinsichtlich der Verjüngung bei unterschiedlichen waldbaulichen Vorgehensweisen abzuleiten.

Ergebnisse:

Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Untersuchungen den Charakter von relativ kurzfristigen Fallstudien haben, können die Ergebnisse nur sehr eingeschränkt auf die Gesamtpopulation von Traubeneichenbeständen und die längerfristige Entwicklung der Verjüngung bzw. der Jungbestände übertragen werden. Die Literaturstudie zeigt, dass eine kleinflächige (0,1 – 0,3 ha Kronendachöffnung), natürliche Verjüngung von Traubeneichen grundsätzlich möglich ist. Es ist aber nicht möglich, Wahrscheinlichkeiten für den Erfolg anzugeben. Als entscheidende Faktoren für den Erfolg der Naturverjüngung werden in der Reihenfolge der Häufigkeit der Nennung die Konkurrenzvegetation, Strahlungsgenuss, Wildverbiss, und waldbauliche Pflege genannt. Jedoch gibt es hinsichtlich der Interaktionen zwischen diesen Faktoren und des Effekts der jeweiligen Ausprägung der Faktoren noch erhebliche Unsicherheiten. Die größten Unsicherheiten bestehen hinsichtlich des Faktors Standort und seiner indirekten Auswirkungen auf die Konkurrenz zwischen Eichen, anderen Baumarten und der Begleitvegetation, des Faktors Vorverjüngung von Schattbaumarten, der qualitativen Entwicklung der Eichen sowie der Kosten für die Jungwuchspflege.

Aufgrund der erkannten Wissenslücken erscheint es nicht möglich, belastbare waldbauliche Empfehlungen zur natürlichen Verjüngung der Traubeneiche zu geben. Eine erfolgreiche Verjüngung wird von der jeweiligen Konstellation der kritischen Faktoren abhängen. Daher sollte man auch mit strikten Vorgaben für maximale Verjüngungsflächen bzw. Kronendachöffnungen vorsichtig sein. Diese entbehren weitgehend einer wissenschaftlichen Überprüfung durch Studien mit hoher Konfidenz.