Douglasienanbau ohne forstliche Nutzung-Veränderungen in der Flora und Vegetation der NWR „Grünberg“ (Pfälzerwald) und „Eselskopf“ (Westeifel)

Universität Göttingen, Abt. Waldbau & Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 01/17

Zielsetzung und Methoden:

In den bestehenden 400 m²-Unterflächen der Kernflächen und in den neu eingerichteten 400 m²-Flächen in den benachbarten Mischwäldern wurden im Juli 2017 Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Getrennt nach Baum-, Strauch-, Kraut- und Moosschicht wurden die Deckungsgrade der unterschiedlichen Vegetationsschichten und einzelner Arten innerhalb dieser Schichten erfasst. Die Baumschicht umfasste alle Gehölze mit einer Wuchshöhe über 5 m (Baumschicht 1 > 20 m, Baumschicht 2 zwischen 5 und 20 m Höhe), die Strauchschicht alle Gehölze zwischen 0,5 und 5 m Höhe und die Krautschicht alle Gehölze < 0,5 m sowie alle nicht verholzenden Pflanzen. Zur Moosschicht wurden alle bodenbewohnenden Moose gezählt (DIERSCHKE 1994).
Die Schätzung der Deckungsgrade der Schichten und einzelnen Arten erfolgte direkt in Prozent (<1, 1, 2, 3, 4, 5, 10, 15, 20, ..., 95, 100 %). Für Arten mit Deckungsgraden < 1 % wurden nach der Skala von Braun-Blanquet + (unter 1 %, aber mit mehreren Individuen) und r (ein, eher schwach ausgeprägtes Individuum) vergeben. Diese Kategorien wurden für die anschließende Auswertung in die Werte 0,5 und 0,1 transformiert (DIERSCHKE 1994).
Die Nomenklatur der Gefäßpflanzen richtet sich nach WISSKIRCHEN & HAEUPLER (1998), die der Moose nach KOPERSKI et al. (2000).

Ergebnisse:

Die neophytische Douglasie wird aufgrund ihrer hohen Produktivität im Vergleich mit einheimischen Baumarten und ihrer geringeren Anfälligkeit gegen Störungen im Vergleich zur Fichte verstärkt angebaut. Naturschutzfachlich wird jedoch eine unkontrollierte Ausbreitung und eine Entwicklung hin zu naturferneren Waldgesellschaften befürchtet. Rheinland-Pfalz ist das Bundesland mit der größten Anbaufläche der Douglasie und  besitzt daneben einen hohen Anteil an naturschutzfachlich wertvollen Blockhalden- und Traubeneichenwäldern, die im Hinblick auf das Invasionspotential der Douglasie als besonders gefährdet angesehen werden. Um das Ausbreitungspotential der Douglasie und die Konkurrenzkraft gegenüber einheimischen Baumarten bewerten zu können, wurden in den Jahren 2001/2002 die Naturwaldreservate Grünberg (Pfälzerwald) und Eselskopf (Westeifel) mit z.T. dominanter Douglasie in der Baumschicht ausgewiesen. Im Jahr 2005 erfolgte eine erste vegetationskundliche Bearbeitung der von Douglasien dominierten Kernflächen in einem gezäunten und ungezäunten Bereich und von benachbarten Mischbeständen überwiegend ohne Douglasie. Im Jahr 2017 wurde die Vegetation in den unterschiedlichen Beständen erneut erfasst.
Die Wiederholungsaufnahmen zeigen insgesamt einen Rückgang der Douglasie in Strauch- und Krautschicht, während einheimische Baumarten konstant blieben oder zunahmen. Die Douglasie zeigt daher bei fehlender Bewirtschaftung bisher keine Invasivität, auch nicht in benachbarte Traubeneichen-Mischbestände. Vielmehr ist sie den einheimischen Baumarten unterlegen. Dies gilt vor allem in Konkurrenz zur Buche auf Grund der eingeschränkten Lichtverfügbarkeit und dichten Streuauflage. Die Entwicklung der Bodenvegetation ist in den von Douglasien dominierten Kernflächen durch einen Verlust krautiger Arten gekennzeichnet und entspricht somit der Vegetationsdynamik wie sie auch aus Buchen-Naturwaldreservaten auf oligotrophen bis mäßig eutrophen Standorten nach Aufgabe der forstlichen Nutzung und bei dichter werdendem Kronendach bekannt ist. Eine Entwicklung hin zu naturferneren Waldgesellschaften zeigt sich bisher nicht, vielmehr wird die weitere Ausbreitung der Buche in Zukunft den Naturnähegrad beider NWR erhöhen. Von der Nutzungsaufgabe profitieren konnten in beiden NWR die Moose, die sowohl auf ein feuchter werdendes Waldinnenklima als auch auf die Beteiligung von Nadelstreu an der Humusauflage positiv reagieren.
Aus der Entwicklung der untersuchten NWR lässt sich bisher kein Invasionspotential der Douglasie bei fehlender forstlicher Nutzung ableiten. Vielmehr führen eine abnehmende Lichtverfügbarkeit, eine dichter werdende Streuauflage und Selbstausdünnungseffekte zu einem Rückgang dieser neophytischen Baumart.