Entwicklung waldbaulicher Verfahren zur Erhaltung der Stieleiche in den Rheinauewäldern

Institut für Waldbau, Universität Göttingen; Az.: 2V/01n

Zielsetzung:

Starke Veränderungen der hydrologischen Verhältnisse sowie der Standortsbedingungen und Wirtschaftsformen haben zu einem grundlegenden Arten- und Strukturwandel in den Rheinauewäldern geführt. Insbesondere der Rückgang der früher die Hartholzaue dominierenden Baumarten Stieleiche und Ulmen hat dazu beigetragen. Es sollen daher waldbauliche Behandlungs- und Verjüngungskonzepte erarbeitet werden, die eine nachhaltige, an den natürlichen Strukturen orientierte forstliche Nutzung ermöglichen.

Methode:

In den Forstämtern Speyer, Hagenbach und Bellheim wurden Versuchsflächen angelegt, an denen die ökologischen Grundlagen zur Verjüngung der Stieleiche und von Mischbaumarten erarbeitet werden.
Die Pflanzungen und Saaten im Frühjahr wurden allerdings durch das folgende extreme Hochwasser weitgehend vernichtet. Durch den Sturm im Dezember 1999 wurde der Altholzschirm über der Versuchsfläche Lohbusch vollständig geworfen. Im Frühjahr 2000 und 2001 mussten daher neue Pflanzungen und Saaten angelegt werden. Durch die mehrfache Kulturbegründung ergibt sich die Möglichkeit, den Anwuchs bei unterschiedlichen Hochwasserereignissen zu erfassen. Einflüsse von Strahlung und Konkurrenz der Begleitvegetation auf die Eichenverjüngung sind ab der 2. Vegetationsperiode zu erwarten.

Ergebnisse:

Der Standort der einzelnen Versuchsflächen wurde kartiert und die Nährstoffversorgung ermittelt. Die Kationenaustauschkapazität der Überflutungsaue ist ausgesprochen hoch. Die engen C/N-Verhältnisse deuten auf hohe biologische Aktivität hin. Die Kohlenstoffgehalte im Oberboden liegen um den Faktor 3-4 über den Werten von typischen Waldböden ohne Hochwassereinfluss. Der Boden der Altaue zeigt fortgeschrittene Entkalkung (Silikat-Pufferbereich). Die Ca-Gehalte sind im Oberboden um den Faktor 8 niedriger als in der Überflutungsaue. In den tieferen Bodenschichten führt der Grundwassereinfluss zu einer Aufkalkung. Die Humusform F-Mull bis mullartiger Moder weist auf eine ungünstigere Streuzersetzung als in der Überflutungsaue hin.
Die Dichte der Holzgewächse, die sich neben den gesäten Eichen auf den Saatplätzen entwickelten, waren in Überflutungs- und Altaue etwa gleich dicht.
Während in der Überflutungsaue in der 3. Vegetationsperiode die Saaten vollständig ausgefallen sind, sind in der Altaue noch 4.9 Pflanzen je m2 vorhanden.
Bei den Pflanzungen waren am Ende der 3. Vegetationsperiode in der Überflutungsaue rd. 10%, in der Altaue 60% der Ausgangspflanzenzahl vorhanden.
Von den Eichen hatten zu diesem Zeitpunkt rd. die Hälfte einen durchgehenden Terminaltrieb, rd. ein Drittel hatte einen neuen Leittrieb gebildet.