Sukzession nach Windwurf . Bestandesstruktur und Vegetation im NWR Mummelskopf

Universität Göttingen, Institut für Waldbau, Abt. I.;  Az.: Göttingen 03/08

Zielsetzung:

Sturmwürfe sind natürliche Störungen von entscheidender Bedeutung für die Regeneration und Stabilität vieler Waldökosysteme. Sie sind häufig Auslöser einer vielfältigen 
Sukzessionsdynamik, durch die gradlinige Entwicklungen hin zur Klimax-Gesellschaft immer wieder unterbrochen werden.
Das Naturwaldreservat Mummelsköpfe, das seit über 30 Jahren zunächst auf 15 Hektar ausgewiesen war und später auf 53 Hektar erweitert wurde, ist durch zahlreiche Windwürfe betroffen gewesen. Je nach Zeitpunkt des Wurfereignisses wurden die Windwürfe liegen gelassen oder geräumt (vor Erweiterung des NWR). 
Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist es, die Bestandesgeschichte des Naturwaldreservates zusammenzustellen für Zeiträume der forstlichen Nutzung und der Stilllegung im Zusammenhang mit den früher erhobenen Daten über Vegetationskartierungen bzw. waldstrukturelle Erfassungen. Die Entwicklungen in den unterschiedlich alten bzw. unterschiedlich behandelten Windwürfen sind gegenüberzustellen und bezüglich ihrer Waldentwicklung zu bewerten sowie mit Ergebnissen aus anderen Naturwald- und Windwurfuntersuchungen zu vergleichen.

Methoden:

In insgesamt fünf Windwurflücken verschiedenen Alters wurden repräsentative Vegetationsaufnahmen sowie Bestandsbeschreibungen angefertigt. Die Größe der Aufnahmeflächen betrug 100 m². Aufgenommen wurde Artenvielfalt, Zugehörigkeit zu einer Schicht und Deckungsgradeinschätzung. Zusätzlich wurden Mineralbodenproben aus den Aufnahmeflächen zur pH-Wertuntersuchung entnommen. An jedem Eckpunkt wurde außerdem die Naturverjüngung auf vier Quadratmetern ausgezählt. Die Bestandesgeschichte des Untersuchungsgebietes wurde mit Hilfe von Bestandslagerbüchern des Forstamts Wasgau rekonstruiert.

Ergebnisse:

Im Gebiet wurden vier in 1990 und eine in 1999 entstandene Lücken untersucht. Die Auflistung der Bestandesgeschichte ergab, dass auf den meisten Lücken, auch wenn sie zum Teil zu dem bereits 1972 ausgewiesenen Bereich gehört hatten, Maßnahmen stattgefunden haben, im Wesentlichen waren es: Räumung nach Windwurf, Käferholznutzung, Kalkung, Pflanzung, Zäunung und Kulturpflege. Daher haben zusammen mit unterschiedlichem Ausgangsbestand für die Entwicklungen in den Lücken sehr heterogene Situationen vorgeherrscht. 

Exemplarisch können in der 1990 auf ca. neun Hektar entstandenen Freifläche, die zum kleinen Teil im alten und zum größeren Teil im neuen Zuschnitt des Naturwaldreservats liegt und entsprechende Behandlungsunterschiede aufweist (Alt: Nichtbehandlung. Neu: Teilräumung und Ergänzungspflanzung), folgende Ergebnisse herausgestellt werden: 
Die Bestockung ist deutlich zweigeteilt. In dem kleineren Bereich, der bereits zum Zeitpunkt des Windwurfes als Naturwaldreservat ausgewiesen war, fand eine natürliche Wiederbewaldung statt, die zu einem sehr heterogenen Bestandesbild mit einer Vielzahl an Baumarten führte (Je ha 4.500 Buchen, 500 Winterlinden, außerdem Birken, Salweiden und Totholz, deutlich höhere Pflanzenartendiversität und deutlich geringere Deckung der Baum- und Strauchschicht). Demgegenüber wird der weitaus größere Teil der Lücke von einem homogenen, dichten Buchenjungbestand (8.000 Buchen/ha aus Naturverjüngung und Pflanzung) eingenommen, der nur wenige unbestockte Blößen aufweist, in denen sich eine reichhaltige Krautschicht entwickeln konnte.

Im jüngsten Windwurf von 1999 wächst eine noch sehr hohe Zahl an Verjüngungspflanzen je ha: 14.000 Buchen, 600 Tannen und 600 Birken. Die Baumschicht fehlt noch völlig. Die Krautschicht ist deutlich artenreicher als auf der 1990 entstandenen Lücke, wobei Brombeere dominiert. Schlagflurarten und Verlichtungszeiger bilden ein reiches Mosaik aber mit einer nur sehr geringen Deckung.

Fazit: 

Trotz heterogener Ausgangsbedingungen kann auf den basenarmen Standorten von einer Kontinuität Buchen-dominierter Waldgesellschaft ausgegangen werden. Ein Birken-Vorwald ist nur ausnahmsweise zu finden. Die Eiche wird durch Lichtmangel und Wildverbiss, die Tanne durch letzteres gehemmt.