Sukzession nach Borkenkäferbefall: Vegetationsentwicklung mit und ohne Schalenwild-Einfluss in NWR Gebück (Hunsrück)

Universität Göttingen, Institut für Waldbau, Abt. I; Az.: Göttingen 04/08

Zielsetzung:

Nach dem Trockenjahr 2003 wurden zum Schutz benachbarter Wirtschaftswälder 2005 im Naturwaldreservat Gebück große Fichtenteile vor allem vorbeugend gefällt unter großteils Räumung von Holz und Mulchen von Schlagabraum. Ziel der Untersuchung war, die sich einstellende Vegetationsentwicklung nach unterschiedlich stark veränderter Bestandesstruktur inner- und außerhalb eingerichteter Weisergatter unter Einfluss unterschiedlicher Beschirmung und Totholzbelassung zu untersuchen. Der gezäunte und ungezäunte Teil der Kernfläche wurde ebenfalls vegetationskundlich aufgenommen und zum Vergleich herangezogen. 

Methoden:

Die 2006 eingerichteten Weisergatterpaare gezäunt/ungezäunt (jeweils 12 x 12 Meter groß) wurden 2008 aufgenommen bezüglich:

  • Überschirmungsgrad und Zusammensetzung der Baum-, Strauch- und Krautschicht
  • Exposition im Gelände
  • Menge an stehendem und liegendem Totholz


Die Baum-, Strauch- und Krautschicht grenzen sich gegeneinander bei 5 m und 0,5 m ab. Neben der Vegetation wurde gesondert die Gehölzverjüngung erfasst. Bei sehr hoher 
Verjüngungsdichte wurde ein Stichprobenquadrat von 16 m² ausgezählt. Keimlinge wurden nicht berücksichtigt. Die Gehölzpflanzen wurden in 0,5-Höhenstufen zugeordnet.
Für die Vegetationsaufnahmen wurde der Shannon-Index und Evenness berechnet. Die Waldgefäßpflanzen wurden bezüglich ihrer Anteile in der Schicht (Strauch- und Krautschicht) bestimmt und Arten an Wald, Waldränder oder Offenland gebundenen zugeordnet.

Ergebnisse:

Die Ersterfassung der Vegetation und Gehölzverjüngung auf den elf Flächenpaaren ergab: 

  • mit Ausnahme von zwei Flächenpaaren, die mehr als 40 % Baumschichtdeckung erreichten, weisen alle übrigen Paare einen Freiflächencharakter auf.
  • Die Krautschicht zeigt neben einer homogenen Verteilung der Deckungsgrade kaum Unterschiede zwischen den Varianten gezäunt und ungezäunt.
  • Auch anhand der Artenzahlen der Strauch- und Krautschicht können bisher keine Effekte durch Zäunung ausgemacht werden.
  • Die Strauchschicht, soweit vorhanden wird durch Fichte und Buche gebildet. Himbeere wird tendenziell durch Zäunung gefördert.
  • In der Krautschicht dominiert jeweils die Drahtschmiele. Lediglich für das stark verbissgefährdete Schmalblättrige Weideröschen ist ein klarer Effekt durch Zäunung herausgestellt.
  • Im Arteninventar überwiegen Arten mit Verbreitungsschwerpunkt Wald und im Offenland.
  • Die Höhen der Naturverjüngung bewegen sich überwiegend im Verbissbereich des Schalenwildes bis 1,5 Meter. Trotz höherer Werte  im Zaun unterscheiden sich die Höhen wegen ihrer hohen Streuung rein statistisch nicht.

Die Kernfläche weist sowohl im gezäunten wie im ungezäunten Teil relativ gleichmäßig geschlossene Überschirmung der Baumschicht auf, großteils durch Buche. Eine Strauch- und Krautschicht ist außerhalb des Zaunes kaum vorhanden, innerhalb des Zaunes eher spärlich. Meist handelt es sich hier um waldgebundene Arten.

Fazit:

Angesichts des Freiflächencharakters der Weisergatter sind infolge der Sukzessionsdynamik mittelfristig stärkere Veränderungen in der Artenzusammensetzung zu erwarten. Auf der Kernfläche herrscht dagegen eine relativ homogene und dichte Überschirmung, so dass sich hier die typische für bodensaure Buchenwälder in der Optimalphase vorherrschende Artenausstattung abzeichnet.