Untersuchung über die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Nebenerzeugnisse der Edelkastanie
Universität Göttingen, Abt. Holzbiologie und Holzprodukte, Burckhardt Institut; Az.: Göttingen 04/13
Zielsetzung:
Die Edelkastanie ist in den Wäldern der Haardt, das ist der Ostrand des Pfälzerwaldes zur Rheinebene hin, eine das Landschaftsbild prägende Baumart. Neben der Holznutzung bieten die von der Edelkastanie geprägten Wälder eine Reihe weiterer Leistungen und Produkte für das regionale Wertschöpfungspotenzial. In der vorliegenden Studie werden daher die Früchte der Edelkastanie („Maronen“, „Keschde“) und der Edelkastanienhonig einer diesbezüglichen Betrachtung unterzogen.
Methoden:
Zum einen wurden standardisierte Interviews mit versandten Fragebögen durchgeführt. Diese wurden an Akteure von Kastanien-/Maronenprodukten sowie an Imker gerichtet. Zum anderen wurden strukturierte Experteninterviews mit Waldbesitzenden, Forstpraktikern, Touristikern sowie Imkern geführt. Ergänzend wurde auch eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Zur vergleichenden Bewertung von Holznutzung und Nutzung von Nebenerzeugnissen wurden in Szenariorechnungen näherungsweise Deckungsbeiträge pro Flächeneinheit ermittelt.
Ergebnisse:
Die Region Haardt verfügt über ca. 2.150 ha Edelkastanienwälder, davon liegen ca. 807 ha im Forstamt Haardt.
Basierend auf den durchschnittlichen Holzerlösen des Forstamtes Haardt aus dem Jahr 2011 kalkuliert sich ein erntekostenfreier Erlös aus der Nutzung von Holz von durchschnittlich 116,-- € pro ha und Jahr.
Honig wird derzeit vor allem von Wanderimkern produziert, die zur Zeit der Kastanienblüte ihre Bienenvölker in die Kastanienwälder verbringen. Die Autoren dieser Studie schätzen, dass zur Blütezeit der Kastanie ca. 10.000 Bienenvölker vor Ort sind. Die erzeugten Honigmengen können in Abhängigkeit von der Witterung beträchtlich schwanken, im Bereich zwischen 30 kg und 500 kg pro Saison und Hektar. Die kalkulierten „erntekostenfreien“ Erlöse einer Honigproduktion könnten demnach mit 1.681,-- € pro ha die Erlöse aus der Holznutzung beträchtlich übersteigen. Noch positiver könnte es sich mit der Nutzung der Edelkastanienfrüchte verhalten. Bei kalkulierten Nutzungsmengen von 600 bis 1.800 kg pro Hektar und Jahr ergäbe sich ein erntekostenfreier Erlös von 2.267,-- € pro ha. Um daraus eine regionale Wertschöpfung zu gewinnen, müssten aber regional Veredelungsstufen etabliert werden.