Die Invasivität fremdländischer Gehölze in den Rheinauenwäldern
Institut für Waldbau, Universität Göttingen; Az.: Göttingen 10/06
Zielsetzung:
Untersuchung zum Vorkommen von Neophyten (Vergleich zwischen 3 Naturwaldreservaten und bewirtschaftetem Auenwald) – Vorschläge zur waldbaulichen Behandlung und Risikominimierung für einzelne Neophyten
- Welche fremdländischen Arten/Sippen kommen im Untersuchungsgebiet Hördter Rheinaue vor? In welchen Deckungsgraden? Invasive Arten?
- Anstieg des Neophyten-Anteils durch forstliche Bewirtschaftung?
Methoden:
Untersuchungsgebiet Hördter Rheinaue (inkl. NWR Holländerschlag, NWR Gimpelrhein, NWR Oberer Karlskopf) – Raster aus 12 Minutenfelder (ca. 2,2 km²) mit unterschiedlichen Flächenanteilen an Gesamtfläche; kartograph. Grundlage TK 25
Floriristische Kartierung aller fremdländischer Sippen, halbquantitative Einteilung in 9 Größenklassen; Vegetationsaufnahmen aller Pflanzen (außer Moose) auf 24 Probeflächen (je 400 m², bewirtschaftete und unbewirtschaftete Flächen)
Ergebnisse:
Kartierung: 24 fremdländische Sippen -->16 Neophyten, 1 Archaeophyt, 7 synanthrop
5 Neophyten quantitativ bedeutsam: Solidago canadensis, Impatiens glandulifera, Impatiens parviflora, Hybridpappeln, Robinia pseudoacacia
2 Neophyten invasiv (selbstst. Ausbreitung): S. canadensis, I. glandulifera; bedeutsamer negativer Effekt aber nicht nachweisbar
Anteil fremdländischer Pflanzensippen an Gesamtzahl aller auf den Probeflächen vorkommenden Sippen: 4 – 15 %, nicht durch Bewirtschaftung beeinflusst; Unterschiede in Gesamtdeckungsgraden der einzelnen Schichten (z.B. NRW Holländerschlag: mehr fremdl. Arten in Baum-/Strauchschicht, weniger in Krautschicht als Vergleichfläche)
I. grandulifera scheint Urtica dioica zu ersetzen (hohe Schattentoleranz); I. parsiflora v.a. in dunkleren Bereichen unter Buche und Bergahorn (-->; profitiert von fehlender Bewirtschaftung); R. pseudoacacia, I. parviflora, S. canadensis eher auf trockeneren Standorten der Hartholzaue; I. glandulifera, Hybridpappeln eher in Weichholzaue
Da sich auch für naturnahe Waldstandorte erste Hinweise auf eine Bedrohung einheimischer Pflanzenarten durch Neophyten ergeben hatten, wurde in der Hördter Rheinaue (RLP) eine Kartierung fremdländischer Pflanzensippen und deren Abundanzen mit Hilfe von Vegetationsaufnahmen durchgeführt, wobei bewirtschaftete und unbewirtschaftete Flächen verglichen wurden. Es wurden 24 fremdländische Sippen angetroffen, darunter waren 5 in dem Untersuchungsgebiet quantitativ bedeutsam und 2 Arten (S. canadensis, I. glandulifera) konnten aufgrund ihrer starken Ausbreitung als invasiv bezeichnet werden. Allerdings wurden bisher für keine dieser Arten bedeutende negative Auswirkungen beobachtet. Dennoch wird empfohlen, die Entstehung größerer Freiflächen zu vermeiden, um so einer stärkeren Ausbreitung der wärme- und lichtliebenden Art S. canadensis entgegen zu wirken.
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass eine extensive Waldbewirtschaftung das Vorkommen fremdl. Arten nur geringfügig fördert, wobei allerdings kein Einfluss der Bewirtschaftung auf den Anteil der fremdl. Pflanzensippen in Bezug auf die Gesamtzahl der vorkommenden Sippen beobachtet werden konnte.
Zusammenfassend werden die Ziele des Naturschutzes und der Forstwirtschaft der Hördter Rheinaue nur minimal durch fremdländische Pflanzenarten beeinflusst, sodass auch weitere Maßnahmen zur Entfernung solcher Arten nur in Ausnahmen (bei Auftreten bekanntermaßen aggressiver Sippen, z.B. Fallopia japonica) empfohlen werden. Es können zur Steuerung der Konkurrenzverhältnisse aber waldbauliche Maßnahmen (z.B. Förderung konkurrenzstarker einheimischer Baumarten, Ergänzung lichter Bestände durch schattentolerante Gehölze) ergriffen werden.