Mittelwälder: Waldbauliche und naturschutzfachliche Konzepte zur Erhaltung eines kulturhistorischen Wirtschaftswaldes
Institut für Waldbau, Abt. I, Universität Göttingen; Az.: Göttingen 02/05
Zielsetzung:
Die Erhaltung oder auch Wiedereinrichtung von Mittelwäldern wird vielfach aus kulturhistorischen Gründen gefordert, um Anschauung für eine alte Waldwirtschaftsform zu vermitteln. Daneben sollen auch Ziele der Holznutzung, des Naturschutzes und der Erholung verfolgt werden. Die Untersuchung will dazu beitragen, Möglichkeiten und Auswirkungen der Wiedereinführung von Mittelwäldern an Beispielen sichtbar zu machen.
Methoden:
Als Beispiel dienen zwei Mittelwaldprojekte in Südniedersachsen. Im Forstamt Liebenburg wurde auf einer Fläche von 62 Hektar ein Hiebszug mit 20 Schlagflächen eingerichtet, um die Brennholzschicht im 20-jährigen Umtrieb zu bewirtschaften. Im Jahre 1991wurden die durchgewachsenen ehemaligen Mittelwaldbestände massiv gelichtet bei vorheriger Auszeichnung der zu belassenden Oberständer (vorwiegend Eichen). Im Stadtforstamt Northeim wurden 1996 auf ca. 10 ha 20 Teilflächen abgegrenzt und ebenfalls für eine 20-jährige Umtriebszeit vorgesehen. Zur Kennzeichnung der Ausgangssituation und der Entwicklung wurde ein vegetations- und waldkundliches Dauerbeobachtungsnetz angelegt. Daneben wurden Referenzflächen ohne Behandlung mit durchgewachsenem Mittelwald angelegt.
Ergebnisse:
Aufgrund der z.T. flachgründigen Kalkstandorte des Hiebszuges Liebenburg hat die Fläche insgesamt nur geringe Ertragskraft. Bereits nach den ersten Hieben verändern sich die Bestandesstruktur deutlich. Der Derbholzvorrat liegt zwischen 76 Vfm/ha und 67 Oberständer/ha nach dem Hau und damit im Bereich der historischen Waldbilder. Im Mittelwald Northeim beträgt der Vorrat 168 Vfm/ha bzw. 103 Oberständer/ha. Die Entwicklung der Stockausschläge ist nicht immer befriedigend. Es überwiegen auf den basenreichen Kalkböden vielmehr die Kernwüchse der Edellaubbäume, die die typischen Mittelwaldbaumarten überwachsen. Dies gilt besonders für die Eiche, die auf beiden Flächen wegen Lichtmangel und starkem Verbiss durch Rehwild behindert wird. Auf den Hauflächen nimmt die floristische Diversität zu, verbunden mit einer Verbreitung von Ruderal-, Saum- und Schlagflurarten. Hygromorphe Waldarten treten zurück. Erforderlich ist ein weiteres, einheitliches Monitoring der Flächen, um auch Vergleiche mit anderen Betriebsformen durchführen zu können.