Entwicklung waldbaulicher Verfahren zur Erhaltung der Stieleiche in den Rheinauenwäldern

Institut für Waldbau I, Universität Göttingen; Az.: 7V/02 b

Zielsetzung:

Im Rahmen ökologisch fundierter, naturnaher Bewirtschaftung der Auewälder wird angestrebt, den Anteil der Eichen zu verstärken, den Bergahorn etwas zurückzunehmen und Freiflächenkulturen zu vermeiden. Über die waldbaulichen Verfahren zur Einbringung und Verjüngung der Stieleiche in Altaue und Überflutungsaue unter der genannten Zielsetzung, bestehen erhebliche Wissenslücken.

Methode:

Auf 6 Flächen der Überflutungsaue und 4 Flächen der Altaue wurden 1998 Versuche angelegt. Neben der Erfassung der generativen Verjüngung von Stieleiche und Mischbaumarten wurden Saaten und Pflanzungen (in Nestern und Reihen) durchgeführt. Die Pflanzungen wurden im Frühjahr 2000 und 2001 wiederholt, die Saaten im Herbst 2000 und im Frühjahr 2001. Zum Schutz gegen Wildverbiss wurden Pflanzungen und Saat gezäunt. Die Strahlungsverhältnisse wurden durch hemisphärische Fotos 2002 erfasst. Durch Feinnivellements der Untersuchungsflächen wurden Geländemodelle erstellt. Die Tage, an denen die Flächen der Überflutungsaue (stromseits des Hauptdeiches) überflutet waren, wurden durch Pegeldaten des Landesamtes für Wasserwirtschaft ermittelt. Im Untersuchungszeitraum traten die Hochwasser überwiegend in der Vegetationszeit auf. Die Bodenverhältnisse wurden durch Bohrungen im 20x20m-Raster bis 1,5m Tiefe ermittelt und die pH-Werte, potenzielle bzw. effektive Kationenaustauschkapazität sowie die Kohlenstoff- und Stickstoffgehalte bestimmt. Der Samenfall der Eicheln wurde mit Samenfängen erfasst, deren Keimfähigkeit geprüft, sowie den Verlust durch Tiere erhoben. Die Entwicklung der Pflanzungen wurde durch Höhen- und Wurzelhalsmessungen verfolgt, Schäden ermittelt und Ausfälle registriert. Vegetationskundliche Aufnahmen an jeweils 5-10 Aufnahmeeinheiten von 100 m2 erfassten den Gesamtdeckungsgrad der Bodenvegetation und Deckungsgrad sowie Oberhöhe der krautigen Pflanzen und Gräser. Gehölze wurden ebenfalls erfasst.

Ergebnisse:

Die Steileiche fruktifiziert in der Überflutungsaue in gleichem Ausmaß wie in der Altaue. Durch Frühjahrshochwasser scheint die Blüten- und Fruchtbildung bei der Stieleiche gefördert zu werden. Dies zeigte sich nach dem außergewöhnlichen Hochwasser 1999, nach dem es im Folgejahr zu Vollmasten in den Beständen der Überflutungsaue kam. Außerhalb der Überflutungsaue war die Mast schwächer.

Die hohen Samenverluste durch Tiere (Fraß und Verschleppung) verhindern in der Überflutungsaue das Auflaufen einer flächigen Naturverjüngung nach Mastjahren. Strömendes Hochwasser führt nicht zu einer nennenswerten Verdriftung der Eicheln.

Durch Hochwasser kommt es zur verspäteten Keimung der Eicheln. Die Keimlingszahl war in der Überflutungsaue am Ende der ersten Vegetationsperiode nicht geringer als auf der Vergleichsfläche ohne Hochwassereinfluss.

Die Saaten sind in der Überflutungsaue nicht erfolgreich. Ursachen für die hohen Ausfälle der Sämlinge sind Hochwasserereignisse und Konkurrenzeffekte der Begleitvegetation.

Außergewöhnliche Hochwasserereignisse wie im Frühjahr 1999 führen zu nahezu vollständigem Misslingen von Eichenpflanzungen mit kleinen Pflanzensortimenten. Kleinflächige Reliefunterschiede mit Höhenunterschieden von wenigen Dezimetern können Anwuchs und Entwicklung von Eichenpflanzungen maßgeblich beeinflussen.

In der Altaue sind nach Auflichtungen des Kronendachs Eichenkulturen aus Naturverjüngung, Saat und Pflanzung im Vergleich zu Überflutungsaue relativ erfolgreich. Bei ausreichendem Lichtangebot sind Eichen aus Naturverjüngung, Saat und Pflanzung Mischbaumarten aus Anflug im Höhenwachstum nicht unterlegen.

Auflichtungen erhöhen den Konkurrenzdruck durch die Begleitvegetation. Das Zusammentreffen von stark wüchsigen Arten der Kraut- und Strauchschicht mit der lichtbedürftigen Eiche erschwert auf den nährstoffreichen Standorten der Überflutungsaue die gezielte Steuerung des Lichtangebots.

Eichenkulturen in der Überflutungsaue sind durch das Wasserregime stark gefährdet. Bei Pflanzungen ist auf die Verwendung von Pflanzenmaterial in einem günstigen morphologischen und physiologischen Zustand und auf geeignete Pflanzenmethoden zu achten. In diesem Zusammenhang ist der Wurzelschnitt kritisch zu beurteilen.

Die Wiedereinbringung der Stieleiche in die Überflutungsaue ist nur unter hohem Aufwand möglich. Einmalige Pflanzungen ohne Nachbesserungen und ständige Pflegemaßnahmen können den Eichenanteil im Auenwald nicht nachhaltig erhöhen.