Wachstum von vorherrschenden Eichen in Abhängigkeit von Standort und Behandlung

Lehrstuhl für Waldwachstumskunde, Technische Universität München; Az.: München 02/03

Zielsetzung:

Im Vergleich zu anderen Baumarten gibt es nur relativ wenige Versuche zur Frage der Durchmesser- und Qualitätsentwicklung in Eichenbeständen bei unterschiedlichen Eingriffsstärken. Zur Abwägung der Vor- und Nachteile kräftiger Eingriffe sind insbesondere auf den Einzelbaum ausgerichtete Informationen notwendig. Deshalb soll geprüft werden, inwieweit Datenmaterial aus den bestehenden Versuchen für einzelbaumorientierte Fragestellungen herangezogen werden können.

Material:

Die einbezogenen Versuche liegen im Spessart, Unterfranken, Südbayern sowie Pfälzerwald.Insgesamt stehen 21 Versuche mit 99 Parzellen für die Auswertung zur Verfügung. Um Aussagen für die vorherrschenden Bäume treffen zu können, wurden aus jedem Datensatz die 100 stärksten Bäume je ha herausgefiltert, wobei die Auswahl sich nach dem Zustand bei der letzten Aufnahme richtete. Baumhöhe, Kronenansatz, Kronendurchmesser und Brusthöhendurchmesser wurden in die Auswertung einbezogen.

Ergebnisse:

  • Höhenverlauf: die Versuchflächen in der Region Südbayern haben die günstigste Höhenentwicklung, bleiben aber unter den Vergleichswerten für eine 1. Bonität nach JÜTTNER. Der Pfälzerwald liegt über den Werten von Spessart und Unterfranken.
  • Kronenansatzhöhen: ihre Entwicklung verläuft auf allen Parzellen ähnlich. Die mittlere Kronenansatzhöhe bleibt im höheren Alter bzw. höherem Durchmesser bei 20 m stehen, was nach SPIECKER einen Radialzuwachs von unter 1,5 mm/Jahr erwarten lässt. Die tatsächlichen Zuwächse liegen deutlich über diesen Werten.
  • Kronendurchmesser: in Relation zum BHD bestimmt sich zwischen 1/10 und 1/25 die Unter- bzw. Obergrenze der Kronenexpansionsfähigkeit. Gleiche Dimensionen können mit recht unterschiedlichen Kronengrößen erzeugt werden.
  • Durchmesserzuwachs: alle Bestände leisten Radialzuwächse im Bereich von 2 mm und liegen damit in einem Bereich, der im oberen Bereich der von SPIECKER definierten Produktionsprogramme liegt. Jahrringbreiten unter 2 mm sind bei den Oberhöhenbäumen in jüngeren Eichenbeständen nicht mehr zu erwarten und werden über lange Zeiträume relativ gleichmäßig gebildet. Jahrringsprünge werden häufig durch Trockenjahre bzw. Jahre mit Insektenbefall ausgelöst.
  • Umtriebszeit: bei einer mittleren Jahrringsbreite von 2 mm werden 80 cm als Zieldurchmesser in 200 Jahren erreicht. Werden Qualitätsaspekte (Jahrringbreite!) mit betrachtet, so sind in vielen Beständen keine besonders starken Durchforstungen erforderlich
  • h / d-Werte: zeigen den Effekt der Selbstdifferenzierung bei natürlicher Lichtstellung im höheren Alter sowie die stabilisierende Wirkung der Durchforstung mit Werten von 50 im Alter von 150 Jahren. Auch in schwach durchforsteten Beständen erweitern vorherrschende Bäume ihren Standraum.
  • Nebeneffekte starker Durchforstung: je stärker der Durchforstungseingriff, desto besser entwickelt sind die Buche in Unter- und Zwischenbestand und wächst den Zielbäumen in die Krone.
  • Durchforstungseffekt und Umwelteffekt: die zuwachssteigernden Effekte von Durchforstungen ist bei der Eiche mit 11 % anzusetzen, die Veränderung des Volumens des Grundflächenmittelstamms im Vergleich zur Ertragstafel mit ca. 13 %.