Flora, Vegetation und Waldstruktur des Naturwaldreservats Tabener Urwald

Universität Göttingen , Abt. Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 01/14

Zielsetzung und Methoden:

Das Naturwaldreservat (NWR) Tabener Urwald wird seit 1938 nicht mehr genutzt. Aufgrund der frühen Nutzungsaufgabe weist das NWR ein hohes Bestandesalter und eine lange Habitattradition auf, die sich positiv auf die Diversität der Käferfauna ausgewirkt hat. Verantwortlich dafür ist der Reichtum an Habitatbäumen und Totholzstrukturen, die im Laufe der Waldentwicklung entstanden sind. Eine quantitative Erfassung dieser Strukturelemente auf fest markierten Dauerflächen im Zuge der vorliegenden Arbeit soll Hinweise über die Diversität dieser Strukturelemente auch im Vergleich mit anderen, benachbarten Naturwaldreservaten liefern. Außerdem wurde eine vegetationskundliche und floristische Charakterisierung auf 15 Dauerflächen á 400 m2 im Rahmen dieser Arbeit und im gesamten NWR durchgeführt.

Ergebnisse:

Das NWR Tabener Urwald repräsentiert in weiten Teilen den für den Hunsrück typischen bodensauren Hainsimsen-Buchenwald, der sich aufgrund einer geringen Lichtverfügbarkeit, hoher Wurzelkonkurrenz auf flachgründigem Standort und durch die verdämmende und versauernde Wirkung der Buchenstreu durch eine kleinflächige Artenarmut an Gefäßpflanzen und bodenbewohnenden Moose auszeichnet. Eine deckungsstärkere Moosschicht wurde nur in Verbindung mit quarzitblockreichen Flächen gefunden. Aufgrund der geographischen Lage im Saartal und der steilen Hanglage zeichnet sich dieses NWR jedoch durch eine kleinräumige Heterogenität in der Vegetationszusammensetzung aus, die anderen Buchennaturwaldreservaten im benachbarten Hunsrück-Hochwald fehlt. Verschiedene Ausprägungen des artenarmen Hainsimsen-Buchenwaldes, z.T. mit einer hohen Abundanz von Ilex aquifolium, treten in enger Verzahnung mit dem durch Berg-Ahorn geprägten Drahtschmielen-Sommer-Lindenwald, dem Birken-Ebereschen-Blockwald und mit weitgehend gehölzfreien Blockhalden auf. Eine Reihe von Arten kennzeichnen bodensaure Eichen- und Eichen-Mischwälder. Die hohen Anteile von Trauben-Eiche und Hainbuche, vor allem am Unterhang des NWR können vor allem durch die frühere Bewirtschaftung erklärt werden, da eine Naturverjüngung dieser Baumarten heute weitgehend fehlt. Im Vergleich zu benachbarten Buchen-Naturwaldreservaten ist die Strukturvielfalt im NWR Tabener Urwald deutlich höher und für die hohe Diversität an Totholzkäfern verantwortlich. Der Reichtum an Strukturelementen kann demnach als Biodiversitäts-Indikator genutzt werden.
Der Anteil an Neophyten im NWR ist bisher gering. Dabei muss jedoch besonders die weitere Entwicklung der Douglasie und Rot-Eiche beobachtet werden, da beide Baumarten angrenzend an das NWR gepflanzt wurden. Insbesondere von der Douglasie ist bekannt, dass sie leicht in lichtere Blockhalden-Bereiche ohne Buchendominanz einwandern kann.
Zukünftige Aufnahmen von Vegetation und Verjüngung auf den Dauerflächen werden im NWR Tabener Urwald Aussagen über die Vegetationsdynamik hinsichtlich sich ändernder Umweltbedingung an einem steilen Hangstandort mit langer Habitattradition ermöglichen. Insbesondere das Vorkommen von Ilex aquifolium kann hier wertvolle Hinweise über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation der bodensauren Buchenwälder liefern.