Dynamik der Flora und Vegetation des Naturwaldreservates Adelsberg-Lutzelhardt (Biosphährenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen)

Universität Göttingen, Abt. Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 02/16

Zielsetzung und Methode:

Die 2000 in der Kernfläche und 2006 an den Gitternetzpunkten (im 100 x 200 m Raster) erstmals durchgeführten Vegetationsaufnahmen im Naturwaldreservat (NWR) Adelsberg-Lutzelhardt wurden 2016 wiederholt, um, unter Berücksichtigung der Baumartenzusammensetzung, Entwicklungstendenzen abzuleiten. Das NWR beherbergt naturnahe Buchenwälder, Buchen-Traubeneichen-Mischbestände und nadelholzreiche Bestände.
In der gezäunten Kernfläche wurde die Vegetation in 29 Flächen à 400 m² erfasst, an den 94 Gitternetzpunkten (GNP) in Probekreisen à 314 m².
Getrennt nach Baum-, Strauch-, Kraut- und Moosschicht wurden die Deckungsgrade der unterschiedlichen Vegetationsschichten und einzelner Arten innerhalb dieser Schichten erfasst. Die Baumschicht umfasste alle Gehölze mit einer Wuchshöhe über 5 m (Baumschicht 1 > 20 m, Baumschicht 2 zwischen 5 und 20 m Höhe), die Strauchschicht alle Gehölze zwischen 0,5 und 5 m Höhe und die Krautschicht alle Gehölze < 0,5 m sowie alle nicht verholzenden Pflanzen. Zur Moosschicht wurden alle bodenbewohnenden Moose gezählt. Die Schätzung der Deckungsgrade der Schichten und einzelnen Arten erfolgte direkt in Prozent (<1, 1, 2, 3, 4, 5, 10, 15, 20, ..., 95, 100 %). Für Arten mit Deckungsgraden < 1 % wurden nach der Skala von Braun-Blanquet + (unter 1 %, aber mit mehreren Individuen oder Sprossen) und r (ein, eher schwach ausgeprägtes Individuum bzw. Spross) vergeben. 

Ergebnisse:

Die Vegetationsveränderungen über die letzten 10 bis 15 Jahre fallen für das gesamte NWR und auch in der Kernfläche relativ gering aus. Konsistent im gesamten NWR sind die Zunahme von Eichensämlingen, die auf Eichenmastjahre zurückzuführen ist und die Zunahme der Moosschichtdeckung.
Generell lässt sich im NWR Adelsberg-Lutzelhardt eine langsame gerichtete Entwicklung hin zur Buche und damit zu naturnäheren Bedingungen feststellen. Die Rotbuche hat in der untersuchten Kernfläche und an den nadelholzreichen und eichendominierten GNP in der Baumschicht zugenommen und wesentlich zu höheren Bestandesdichten beigetragen. Vor allem in der Kernfläche hat die geringere Lichtverfügbarkeit zu einem Rückgang der Artenzahlen und zu einer homogeneren Vegetationszusammensetzung geführt.
Vor allem bedingt durch die Zunahme vieler Moosarten, die durch das feuchtere Waldinnenklima, möglicherweise aber auch witterungsbedingt begünstigt waren, zeigte sich auch im gesamten NWR eine leichte Homogenisierung der Vegetation an den GNP unter Berücksichtigung der Artabundanzen.
Eine deutliche floristische Trennung zwischen buchendominierten, eichendominierten und nadelholzreichen Beständen blieb an den GNP erhalten. Auch die floristische Ausstattung und der Anteil von Störzeigern an der Flora im gesamten NWR veränderten sich kaum, was zeigt, dass kleinere Störungen, z.B. durch die Aktivität der Wildschweine, die Artenvielfalt im NWR konstant halten. Ob einzelne Artenverluste z.B. hinsichtlich Goodyera repens nur annuelle Phänomene darstellen oder einen generellen Trend, wird ein langfristiges Vegetationsmonitoring auf den Dauerflächen zeigen.