Vegetationsmonitoring auf Dauerflächen im Biosphärenreservat Pfälzerwald Wiederholungserfassung der Referenzflächen Kiefer im Jahr 2020 und Vergleich mit der Ersterfassung 2007

Universität Göttingen , Abt. Waldbau & Waldökologie der gemäßigten Zonen; Az.: Göttingen 01/2020

Zielsetzung und Methode:

Mit der Ausweisung des Biosphärenreservats Pfälzerwald wurden zur langfristigen Evaluierung der Waldentwicklung acht Referenzflächen (je 100 ha) ausgewiesen, davon je vier in der bewirtschafteten Pflege- und vier in der unbewirtschafteten Kernzone. Eine Ersterfassung der Vegetation erfolgte hier in den Jahren 2004-2007 auf Gitternetzpunkten im 100x100 m-Raster mit dem Ziel, diese als Dauerflächen langfristig zu etablieren. Bei der Ersterfassung wurden insgesamt 789 Vegetationsaufnahmen angefertigt, jeweils etwa zur Hälfte im bewirtschafteten und unbewirtschafteten Bereich. In Anlehnung an den für Naturwaldreservate empfohlenen zeitlichen Abstand von etwa 10 Jahren zur Untersuchung der Vegetationsdynamik auf Dauerflächen (SCHMIDT & SCHMIDT 2007) erfolgte eine Wiederholungserfassung in den Referenzflächen Eiche, Sukzession und Buche im Jahr 2017. In den Referenzflächen Kiefer erfolgte dies erst im Jahr 2020 und zwar nach einer gezielten Auswahl von 20 Gitternetzpunkten je Referenzfläche und Bewirtschaftungstyp, da mit der Wiederholungserfassung der Referenzflächen Eiche, Sukzession und Buche im Jahr 2017 deutlich wurde, dass sich auch mit einer wesentlich geringeren Zahl an erfassten Probekreisen die Struktur und das Arteninventar der Vegetation im Untersuchungsgebiet repräsentativ abbilden lässt (DÖLLE et al. 2018).

Die erneute Aufnahme an ausgewählten Punkten in den Referenzflächen Kiefer (bewirtschaftet und unbewirtschaftet) 2020 und der Vergleich mit der Ersterfassung 2007 soll folgende Fragen beantworten:

  1. Reicht im Vergleich zur sehr engmaschigen Ersterfassung die deutlich geringere Auswahl an Probekreisen der Wiederholungserfassung, um die Vegetationsentwicklung auch für die Referenzfläche Kiefer belastbar abzubilden?
  2. Welche langfristigen Veränderungen der Vegetation können für den Untersuchungszeitraum zwischen Ersterfassung im Jahr 2007 und Wiederholungserfassung im Jahr 2020 festgestellt werden? Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Entwicklung der unbewirtschafteten Flächen in der Kernzone im Vergleich mit den weiterhin forstlich genutzten Beständen in der Pflegezone.

Ergebnisse:

Der mittlere Deckungsgrad der Baumschicht insgesamt hat sich in den bewirtschafteten Flächen mit 63 % im Jahr 2007 und 65 % im Jahr 2020 kaum verändert. Er liegt in beiden Aufnahmejahren unter dem Wert der unbewirtschafteten Flächen. Diese zeigen einen signifikanten Anstieg des mittleren Deckungsgrads der Baumschicht von 68 % im Jahr 2007 auf 81 % im Jahr 2020.
Häufigste und sowohl im bewirtschafteten als auch unbewirtschafteten Bereich die Bestände prägende Baumarten sind Rot-Buche, Wald-Kiefer und Trauben-Eiche. Im bewirtschafteten Bereich herrschen lichte bis halbschattige, zum Teil aber auch stark aufgelichtete Bestände vor, im unbewirtschafteten dagegen halbschattige bis dunkle Bestände. Die Bestände sind regelmäßig zwei- bis mehrschichtig aufgebaut.
Die Strauchschicht der Bestände ist mit mittleren Deckungsgraden unter 5 % insgesamt sehr spärlich ausgeprägt. Sie hat zwischen den beiden Aufnahmezeitpunkten deutlich abgenommen, signifikant gilt dies jedoch nur für die unbewirtschafteten Bestände. Die Strauchschicht setzt sich ausschließlich aus Verjüngung der Baumarten zusammen. Wie in der zweiten Baumschicht dominiert hier ebenfalls die Rot-Buche.
Auch die Krautschicht ist mit mittleren Deckungsgraden von 14 bzw. 11 % (2007 bzw. 2020) in den bewirtschafteten und rund 17 % im Jahr 2007 sowie 10 % im Jahr 2020 in den unbewirtschafteten Flächen zumeist recht spärlich ausgeprägt. In beiden Bereichen liegt der mittlere Deckungsgrad der Krautschicht im Jahr 2020 unter dem Wert des Jahres 2007.

Aufsummiert für beide Bereiche wurden 58 Arten im Jahr 2007 und 81 im Jahr 2020 erfasst. Die mittlere Gesamtartenzahl liegt im bewirtschafteten Bereich im Jahr 2020 mit insgesamt rund 15 Arten pro 250 m² signifikant über der mittleren Gesamtartenzahl der Erstaufnahme im Jahr 2007 mit rund 10 Arten pro 250 m². Im unbewirtschafteten Bereich bewegt sich die mittlere Gesamtartenzahl in beiden Jahren mit rund 10 Arten im Jahr 2007 und 11 Arten im Jahr 2020 auf etwa gleichem Niveau.

Mit der wiederholten Erfassung einer gezielten Auswahl von Probekreisen in den Referenzflächen Kiefer des Biosphärenreservats Pfälzerwald im Jahr 2020 lassen sich deutliche Entwicklungstrends aufzeigen. Die unbewirtschafteten Aufnahmen zeigen im Mittel eine signifikante Zunahme im Deckungsgrad der Baumschicht, dagegen eine Abnahme der Krautschichtdeckung und -artenzahl, gekennzeichnet durch einen Rückgang von Auflichtungs- und Störzeigern.
Die im Zeitraum zwischen der Ersterfassung im Jahr 2007 bis zur Wiederholungserfassung im Jahr 2020 für die unbewirtschaftete Referenzfläche Kiefer dokumentierten Vegetationsveränderungen unterstreichen die hohe Konkurrenzkraft der Rot-Buche und die Annahme, dass bodensaure Buchenwälder (Luzulo-Fagetum) weitgehend die natürliche zonale Vegetation im Gebiet darstellen.

Das Ausbleiben einer erfolgreichen Verjüngung der Eiche und damit ein mehr oder weniger zukünftiger Ausfall dieser Baumart in den entsprechenden Beständen ist ein regelmäßig beobachtetes Phänomen in Naturwäldern. Ähnliches gilt für die Wald-Kiefer, die in der Verjüngung der unbewirtschafteten Bestände ebenfalls weitestgehend fehlt.
Zukünftig sollte man die Referenzflächen nicht mehr getrennt betrachten, sondern in zusammenfassenden Auswertungen stärker auf zielgerichtete Aussagen beispielsweise zu standörtlichen Unterschieden, zur Naturnähe, zur Walddynamik oder zu Handlungsempfehlungen für die Baumartenzusammensetzung im bewirtschafteten Bereich ausrichten.