Kronenzustand und Trockenstress

Der Kronenzustand eines Baumes ist Ausdruck seines individuellen Wachstumsganges und lebenslanger Anpassung an den ihm gegebenen Kleinstandort. Die Blatt-/Nadelmasse steht dabei im Gleichgewicht mit der Wurzelmasse.

Ein Anstieg der Kronenverlichtung ist damit auch eine Anpassungsreaktion des Baumes auf Trockenstress. Das bedeutet zunächst eine Störung der Wasserversorgung, in der Folge auch eine geringere Nährstoffaufnahme und damit weniger Assimilation.


Trockenstress entsteht auf dem direkten Wirkungsweg der Witterung:

Trockenstress wird verstärkt durch eine Wechselwirkung mit natürlichen Belastungen und Stickstoffeintrag:

Trockenstress wird verstärkt infolge der Wechselwirkung mit Luftschadstoffen:


Trockenstress ist also zunächst eine natürliche Belastung, die aber durch anthropogene Luftschadstoffbelastungen in vielfältiger Weise verstärkt wird und damit eher ein kritisches Ausmaß erreicht. Der Baum ist damit gezwungen, das Notprogramm "Verringerung der Nadel-/Blattmasse" früher in Gang zu setzen.

Ein warm-trockener Witterungsverlauf wirkt auch direkt auf antagonistische Insekten. Während die Bäume als Wirt meist geschwächt werden, werden die Insekten als Parasiten gestärkt.

  • schnellere Generationenfolge (z. B. Buchdrucker, Eichenprachtkäfer)
  • Arealveränderungen einheimischer Arten (Ausbreitung nach Norden, Aufstieg in den Höhenlagen)
  • Ausweitung der Massenwechselgebiete (z. B. Eichenprozessionsspinner)
  • Erweiterung des Wirtsspektrums (z. B. heimische Borkenkäfer an Douglasie)
  • Etablierung einwandernder bzw. eingeschleppter Arten (z. B. Eschentriebsterben, Esskastaniengallwespe, Douglasiengallmücke)

Darüber hinaus können Insekten noch im selben Jahr auf veränderte Witterungs- bzw. Klimaverhältnisse reagieren, wohingegen Bäume sehr lange Anpassungszeiträume benötigen.