Modul 2: Entwicklung der Buchenwaldökosysteme im Klimawandel

Hintergrund

Die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) ist die von Natur aus dominierende Baumart in den Wäldern Mitteleuropas. Mit einem Anteil von 22% ist sie eine zentrale Wirtschaftsbaumart und die am häufigsten vertretene Baumart in Rheinland-Pfalz, im Staatswald beträgt ihr Anteil sogar knapp 30% (Dritte Bundeswaldinventur 2012). Bisher steht die Buche für eine hohe Konkurrenzkraft und ausgeprägte Widerstandsfähigkeit In Folge der trockenen Sommer 2018 bis 2020 haben sich jedoch vielerorts bei der Buche Schäden, wie z.B. Kronenverlichtungen, Dürräste, Rindenschäden bis hin zu abgestorbenen Bäumen, gezeigt.

Fragestellung und Zielsetzung

An der FAWF in Trippstadt werden daher im Rahmen des Projektes „Klimawald2100“ gezielt für die Forstwirtschaft relevante Fragestellungen zum zukünftigen Umgang mit der Rotbuche in Rheinland-Pfalz untersucht:

  • Gibt es bei den aufgetretenen Schäden typische Muster bspw. bezüglich des Standor-tes, der vorangegangenen forstlichen Eingriffe oder der klimatischen Verhältnisse und/oder können die Ursache-Wirkungszusammenhänge bestimmt werden?
  • Wie ist es um die Trockenstresstoleranz unserer Buchen in Rheinland-Pfalz bestellt und welchen Beitrag kann die forstliche Bewirtschaftung zum Erhalt, oder gegebe-nenfalls gar zur Förderung, der Trockenstresstoleranz bzw. der Vitalität unserer Bu-chenwälder generell leisten?
  • Wo wird die Buche in Zukunft in Rheinland-Pfalz noch wachsen?

Methodik und Arbeitsweise

Zur Identifikation von relevanten Faktoren und Wirkzusammenhängen bei dem in der jüngsten Vergangenheit beobachteten Schadgeschehen bei der Buche werden zunächst die neuesten Forschungserkenntnisse aufbereitet. Wesentlich ist zudem die Auswertung landesweit vorliegender Schadensmeldungen sowie der Daten der jährlich von der FAWF durchgeführten Waldzustandserhebung. Diese Datensätze bilden eine wichtige Grundlage für die Ursachenanalyse und erlauben im Idealfall durch die Kombination mit ortsbezogenen Informationen, wie beispielsweise der Wasserversorgung, dem Klima oder der Bodenbeschaffenheit, die Identifikation ungünstiger Bedingungen. Ergänzend wurden Versuchsflächen in geschädigten Buchenbeständen eingerichtet, auf denen das Schadgeschehen in seinem zeitlichen Verlauf intensiv dokumentiert und analysiert wird. 
In Buchenbeständen unterschiedlichen Alters werden die Auswirkungen unterschiedlicher forstlicher Eingriffe auf die Trockenstresstoleranz und die Vitalität der Buche betrachtet. Die FAWF führt hier gezielte Untersuchungen zur Stressbelastung in Abhängigkeit der Bewirtschaftung durch und arbeitet zudem eng mit Partnern zusammen, die diese Untersuchungen durch folgende Analysen ergänzen: 

  • Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (Proteomik: Gesamtheit aller Proteine)
  • Universität Trier (Ökophysiologie: Wasserhaushalt)
  • Georg-August-Universität Göttingen (terrestrisches Laserscanning: Bestandesstrukturen und Vitalität)
  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (holzanatomische Untersuchungen und terrestrisches Laserscanning: Stressbelastung und Kronenmorphologie)

Ergebnis dieser Untersuchungen sollen Handlungsempfehlungen für die Forstpraxis sein, wie wir unsere Buchenwälder im voranschreitenden Klimawandel bewirtschaften sollten, um ihre Vitalität bestmöglich zu schützen oder gar zu fördern.

Die Abschätzung der möglichen zukünftigen Verbreitung der Buche in Rheinland-Pfalz erfolgt mit Hilfe von Artverbreitungsmodellen. Dies geschieht durch Auswertung der gegenwärtigen Bedingungen (Standort und Klima) unter denen die Buche vorkommt und anschließende Anwendung der Modelle auf die möglichen zukünftigen Verhältnisse in Rheinland-Pfalz. Aufgrund der langen Lebenszeiträume der Buche von im Normalfall deutlich mehr als 100 Jahren, ist hier die Betrachtung einer weit in der Zukunft liegenden Periode, dem Zeitraum 2071 bis 2100, von Bedeutung.
 

Untersuchungsgebiet und Kontaktpersonen

Zur Analyse des Schadgeschehens werden landesweite Datensätze ausgewertet. Des Weiteren wurden im Lennebergwald bei Mainz sowie im Soonwald Sonderuntersuchungsflächen eingerichtet. Die Rolle der forstlichen Bewirtschaftung wird auf neun über gesamt Rheinland-Pfalz verteilten und teilweise im Rahmen des Projektes neu eingerichteten Versuchsflächen gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern untersucht. Für die Modellierung des zukünftigen Vorkommens der Buche in Rheinland-Pfalz werden Daten für das gesamte Verbreitungsgebiet der Rotbuche, das sich in Europa von Sizilien und dem Balkan bis nach Süd-Skandinavien erstreckt, ausgewertet.

Ansprechpartner:
Philipp Reiter
philipp.reiter(at)wald-rlp.de
Tel.: 06131 884 268 182