Modul 3: Natürliche Entwicklung von klimainduzierten Störungsflächen

Hintergrund

Der Klimawandel hat unser Wald- und Landschaftsbild drastisch verändert. Fichten, die bislang häufigste Baumart in Deutschland, sind großflächig abgestorben. Der richtige Umgang mit diesen Flächen ist eine enorme Herausforderung. Gleichermaßen birgt sich darin aber auch die Möglichkeit, artenreiche Wälder mit einem hohen Anpassungspotential zu schaffen.

Fragestellung und Zielsetzung

Unter welchen Startbedingungen entwickeln sich naturnah aus ehemaligen Fichtenforsten solche zukunftsfähigen Wälder? Welche Auswirkungen hat dabei das Entfernen bzw. das Belassen von Totholz? Diese Alternativen werden im Modul 3 hinsichtlich der Entwicklung der Biodiversität sowie der Wiederbewaldung untersucht. Beispielsweise im Hinblick auf die Wildwirkung sind Biodiversität und Wiederbewaldung eng miteinander verzahnte Prozesse, die entsprechend verknüpft werden sollen. Aus den Untersuchungsergebnissen werden Handlungsempfehlungen für den Umgang mit diesen Flächen erarbeitet.

Blick über die Störungsflächen im Naturwaldreservat "Alarmstange" auf der Montabaur Höhe. © FAWF.
Blick über die Störungsflächen im Naturwaldreservat "Alarmstange" auf der Montabaur Höhe. © FAWF.

Methodik und Arbeitsweise

Zum Monitoring der Biodiversität werden neben Kartierarbeiten zur Vegetation und Vogelwelt auch ein KI-gestütztes akustisches Monitoring, genetische Methoden (bspw. Metabarcoding) sowie ein Fotofallenmonitoring umgesetzt. Der Prozess der Wiederbewaldung wird durch standardisierte Verfahren der Naturwaldforschung erfasst (Waldstruktur- und Verjüngungsaufnahmen). Gezäunte und ungezäunte Vergleichsflächen, sog. Weiserflächenpaare,  geben zusätzliche Einblicke in die Wirkung von Wildtieren auf die Jungbäume. Mittels Drohnenbefliegungen lassen sich zusätzlich Populationsdichten von  Rehen, Rothirschen und Wildschweinen erfassen. Kleinsäuger wie Feldmäuse und Waldmäuse können erheblich auf die Vegetation einwirken. Daher wird auch die Population dieser Kleinsäuger sowie deren  Nahrungsspektrum untersucht.

Außerdem kommen Drohnen zum Einsatz, um die Waldentwicklung in ischwer zugänglichen Totholzbereichen zu erfassen. Bodenparameter, wie Bodenfeuchte- und temperatur sowie die Zusammensetzung der Gemeinschaft der Bodenorganismen werden ebenso erfasst. Aus diesen Untersuchungen kann ein facettenreiches Bild der Entwicklung von Störungsflächen gezeichnet werden. Die verschiedenen Datenquellen sollen außerdem in ein Waldwachstumsmodell zur Prognose der natürlichen Entwicklung der Untersuchungsflächen im Klimawandel Eingang finden.
 

Untersuchungsgebiet und Kontaktpersonen

Die FAWF setzt diese Methoden im Westerwald in den kürzlich ausgewiesenen Naturwaldreservaten „Auf dem Knopf“ bei Altenkirchen sowie dem Naturwaldreservat „Alarmstange“ auf der Montabaur Höhe um.  Weiterhin befinden sich Untersuchungsflächen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, die mit dem Nationalparkamt gemeinsam betreut werden. Bei der Planung und Durchführung der Methoden stehen wir im Austausch mit Wissenschaftler*innen des Umweltcampus Birkenfeld, der Universität Trier, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich sowie der Universität Freiburg. Weiterführende Kooperationen bestehen mit den Universitäten Koblenz und Göttingen.

Ansprechpartner:
Dr. Alexander Wagner
alexander.wagner(at)wald-rlp.de
Tel.: +49 6131 884 268 122